Klimawandel-Leugner stehen eigentlich auf verlorenem Posten. Wenn sie nicht Donald Trump oder Jair Bolsonaro heißen. Und selbst von denen weiß man nicht genau, wie lange sie sich noch an der politischen Macht halten können.
Alle seriösen Politiker wissen, was die Stunde geschlagen hat. Der Klimawandel ist Realität, und die Maßnahmen dagegen müssen verschärft werden. Trotzdem geht es nur zäh voran. Spannend zu ergründen, warum das so ist.
Natürlich gibt es sie noch, die Bremser, vor allem in den Wirtschaftssektoren, deren Geschäftsmodelle durch Klimaschutz bedroht sind. Und sie haben Unterstützer in der Politik und in den Medien.
Eine neue sozialwissenschaftliche Studie unter Federführung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC hat nun analysiert, wie heutzutage der Widerstand gegen einen ambitionierten Klimaschutz rhetorisch funktioniert. Sie wurde jetzt in der Fachzeitschrift Global Sustainability veröffentlicht.
Darin geht es um die Argumente, die den Klimawandel scheinbar als Problem anerkennen, den Handlungsbedarf aber herunterspielen. Zugrunde gelegt haben die Autoren ihrer Untersuchung Zitate und Diskussionsbeiträge aus Politik, Wirtschaft und Medien.
Ergebnis: Es gibt zwölf Argumentationsmuster, die von den Bremsern genutzt werden, um nicht oder zumindest nicht angemessen auf die Klimakrise reagieren zu müssen. Sie lassen sich auf nur vier Kernaussagen zurückführen:
- Zuerst muss jemand anders handeln.
- Klimaschutz geht auch ohne grundlegende Veränderungen.
- Konsequente Klimapolitik ist politisch und sozial nicht vertretbar.
- Umsteuern ist nicht mehr möglich.
Das Vertrackte daran ist in der Tat, wie MCC-Forscher William Lamb sagt, "dass in allen solchen Einlassungen immer auch ein Körnchen Wahrheit steckt". Daher verfangen die Argumente bei vielen – und lähmen das Handeln.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Sie werden, so Lamb, "Instrumente einer Verhinderungsstrategie, die darauf zielt, einschneidende Maßnahmen abzuwenden und materielle Besitzstände auf kurze Sicht zu schützen".
Ambitionierter Klimaschutz brauche deswegen eine klare Kommunikationsstrategie, die darauf reagiert. Bei Hardcore-Leugnern wie Trump oder Bolsonaro wird das nichts nützen. Aber bei vielen andern vielleicht schon.