Wer sich einmal eingehend mit den Klimawissenschaften beschäftigt hat, dem fällt es schwer, sich nicht wie Sarah Connor in der Traumsequenz aus "Terminator 2" zu fühlen: verflucht dazu, die Zukunft bereits zu kennen.

Es ist ein wunderschöner Tag, Kinder und Eltern gemeinsam in einem Park bei den Schaukeln. Die Finger in den Maschendrahtzaun verkrallt versucht Connor, mit ihrem Geschrei alle anderen (inklusive ihres eigenen jüngeren Ichs) vor dem nahenden Verhängnis zu warnen. Aber alles ist einfach zu nett und normal, und wer ist überhaupt diese Verrückte, die ihren Wahnsinn in die Welt hinausbrüllt? Dann Blitz und Feuerball und alles ist vorbei.

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Viele von uns erleben eine leisere, undramatischere Zeitlupen-Version dieses Traums. Heute ist beispielsweise ein prächtiger Tag in New York. Ich radle am Rand von Manhattan entlang, mache ein Päuschen und lege mich am Wasser ins Gras. Der durch Geländeaufschüttung dem Fluss abgetrotzte Hudson River Park bietet ein Panorama der Beschaulichkeit: Joggerinnen, Kleinkinder, Frisbee spielende Teenies, alles unter blauen Himmel und vor stattlichen Bauten. Ich versuche, mir den Flutschutzwall vorzustellen, den die Stadtältesten hier errichten lassen werden, ehe sie den Bezirk Lower Manhattan – oder vielleicht sogar die ganze Stadt – dem Chaos von Frankensteinstürmen und steigenden Gezeiten überlassen.

Wie auch Sarah Connor verfügte Kassandra, die hellsichtige Priesterin der Antike, über zeitreiseartiges Wissen hinsichtlich der Zukunft. Natürlich meinten die Leute, dass sie verrückt ist, natürlich hörte niemand auf sie. Ich selbst aber bin keine solche Kassandra. Die Neuigkeiten, die ich überbringen könnte, wurden alle schon verkündet, in Tausenden von wissenschaftlichen Beiträgen, in Millionen von Zeilen in Zeitungskolumnen. Alle halbwegs Aufmerksamen wissen bereits, dass wir die Natur kaputt gemacht haben und die uns vertraute Welt bald vorbei ist.

Den Park hier kann man schon mal abschreiben. Meine Heimatstadt, in der fast neun Millionen Menschen leben, eine der außergewöhnlichsten Schöpfungen der Menschheit, wird unter der Last extremer Wetterereignisse und systemweiten Zusammenbruchs bis zum Ende des Jahrhunderts verwüstet und unbewohnbar werden. Möglicherweise bereits während meiner Lebenszeit.

So oder so, ich lebe in einer Geisterstadt. Die Geister stammen jedoch nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft. Warum sieht die niemand außer mir? Na ja, eigentlich glaube ich, dass jeder die Geister sehen kann. Wir alle sind umgekehrte Kassandras: Insgeheim erblicken wir den Untergang der Welt, aber niemand will es laut aussprechen, denn dann würde die Welt ja wirklich enden und wir alle müssten für den Mord an ihr oder zumindest für unterlassene Hilfeleistung zur Verantwortung gezogen werden. Stattdessen aber nicken wir unseren Geistern zu und wurschteln weiter.

Bild: privat

Andrew Boyd

ist Autor, Humorist und Klima­aktivist. Sein Buch "I Want a Better Catastrophe" erschien 2023. Er ist Mit­gründer und Chef von Climate Clock, einer welt­weiten Kampagne, die Kunst, Wissen­schaft, Technologie und zivil­gesell­schaft­liche Bewegungen ver­schmelzen will, um Menschen zu motivieren, recht­zeitig zu handeln.

Damit ist niemand glücklich. Niemand glaubt, dass diese Lebensweise richtig ist. Aber wir wissen nicht, was wir tun sollen. Wir wissen nicht, was wir fühlen sollen, und so verfällt ein Teil von uns dem Schweigen. Wir tricksen unsere eigenen Seelen aus, gleiten ab in ein befremdliches Doppel-Leben, sind "gefangen", wie Joanna Macy sagt, "zwischen dem Gespür für die bevorstehende Apokalypse und der Angst, sie anzuerkennen".

Sie erläutert: "In diesem 'Gefangen'-Zustand werden unsere Reaktionen blockiert und verwirrt. Einerseits bewahren wir uns die Fähigkeit, mehr oder minder optimistisch weiterzumachen wie gewöhnlich ..., während wir dabei die ganze Zeit in der Tiefe und vage darum wissen, dass unsere Welt jeden Augenblick verschwinden kann. Solange wir keinen Weg finden, diese schmerzverzerrte Aufmerksamkeit anzuerkennen und zu integrieren, unterdrücken wir sie, und dieses Verdrängen raubt uns die Kraft zum Handeln."

Millionen von uns befinden sich in diesem Zustand. Wer versenkt sich schon gerne in derart schreckliche Nachrichten? Wer will schon die radioaktiv verstrahlte Person auf der Party sein? Wer hat Lust darauf, sich für all die Trauer zu öffnen, die uns bevorsteht? Also lassen wir es. Und es gibt viele Gehilfen dieser raffinierten Art, sich selbst in die Irre zu schicken:

Regierungen, die sich nicht dazu aufraffen können, die Nachricht als die lebensbedrohliche Notlage zu behandeln, um die es sich handelt.

Alltägliche Nettigkeiten, die uns dazu verleiten, die verzweifelten Boten zu ignorieren.

Oder die bezahlten Akteure der großen Öl- und Gas-Unternehmen. Diese Konzerne haben zig Millionen investiert, um Nachrichten, deren Nichtzutreffen wir uns eh schon wünschen, noch mehr in Zweifel zu ziehen. Und nun wollen sie uns auf Biegen und Brechen davon überzeugen, dass wir selbst das Problem sind.

Unsere Widersprüchlichkeiten sind uns wohl bewusst, aber die Mythen des Spätkapitalismus wollen uns ein Handeln einpauken, als ob wir keine Ahnung hätten von unseren eigenen Widersprüchlichkeiten.

Aber am schlimmsten ist wohl die Struktur der Klimakrise selbst:

Ihr gnadenloser Entwicklungspfad: Alles, was wir tun müssen, damit sie eintrifft, ist ... äh ... eben: nichts.

Ihre erdrückende Komplexität: Um mit ihr fertig zu werden, werden wir nicht nur etwas unternehmen müssen, sondern, wie Naomi Klein schrieb, wir werden so ziemlich "alles ändern" müssen, was die Funktionsweise unserer Wirtschaft und Gesellschaft betrifft.

Ihr asymmetrisches Machtgefälle: Diejenigen von uns, die historisch am meisten für das Problem verantwortlich sind – wohlhabende, zumeist weiße Bewohner des globalen Nordens mit großem CO2-Fußabdruck, die zwei Jahrhunderte lang schmutzige Kohle für den Aufbau ihrer Wirtschaft verbrannt haben –, erleiden die geringsten Folgeschäden, wohingegen diejenigen, die am wenigsten zum Problem beigetragen haben – arme Communitys, Menschen mit anderer Hautfarbe und jene, die im globalen Süden leben –, am meisten unter den Folgen leiden.

Ihre fiese Entkopplung von Ursache und Wirkung: Millionen von Jahren evolutionärer Prägung lassen uns auf unmittelbare Bedrohungen mit Kampf- oder Flucht-Reflexen reagieren. Nun aber stecken wir in einer Zeitlupen-Katastrophe fest, deren schlimmste Auswirkungen viele von uns erst in einigen Jahrzehnten erleben werden.

Schwere Überschwemmungen sind das neue Normal, auch in Europa, wie hier in Italien. (Bild: Augusto Colombo/Shutterstock)

Blauer Himmel, strahlende Sonne, spielende Kinder um mich – während ich am Hudson River im Gras liege. Die Katastrophe scheint noch weit weg und nur abstrakt zu sein, obwohl sich die Extremwetterereignisse häufen. Wir stehen mit dem Rücken an der Wand, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Wir spüren, wenn auch nur vage, das nahende Verhängnis, aber auf irgendeine seltsame Weise scheint uns das, was passiert, weiterhin unglaubwürdig. Unsere Wissenschaftler, unsere weitsichtigsten Politiker und selbst unsere Gewissen sagen uns, dass wir handeln müssen – aber das Gefühl der Dringlichkeit erreicht nicht unsere Körper. Wir hören nicht einmal zu, was wir uns selbst zu sagen haben.

Politisch aufgewachsen bin ich während der Protestwellen, die in den Achtzigern die westliche Welt erfassten und sich gegen Atomkraft und Nuklearwaffen richteten. Auch damals hatten wir das Gefühl, es mit dem Weltuntergang zu tun zu haben. Eine katastrophale Kernschmelze in einem Atomkraftwerk oder ein totales nukleares Armageddon als Folge des eskalierenden Wettrüstens waren damals die schlimmsten Gefahren. Die Apokalypse lauerte zwar, war aber alles andere als unabwendbar – tatsächlich war das Gegenteil der Fall: erst ein Unfall oder Krieg hätte zur Apokalypse geführt. Doch es gab Dinge, die wir unternehmen konnten – und getan haben, zum Beispiel Atomkraftwerke auslaufen lassen, das Wettrüsten zu deeskalieren – um den schlimmsten Folgen vorzubeugen. Und so war es stets möglich, dass nicht allzu viel Weltuntergang auf einmal ausbrach.

Bei der Klimakrise ist das nicht so. Unsere CO2-Emissionen zeichnen einen Pfad vor uns, auf dem wir exakt nur wie gewohnt weitermachen müssen, damit wir zum Opfer der Klimaapokalypse werden. Dazu braucht es keinen außergewöhnlichen Unfall, bequemes Business-as-usual-Marschieren in die Zukunft reicht.

Was können wir also tun? Auf der einen Seite gibt es eine ganze Menge, was wir tatsächlich machen können. Als Einzelne: mehr Rad, weniger Flugzeug, recyceln, kompostieren, vegan essen, Solartechnik aufs Dach. Und auch als Gesellschaft: keine Investitionen in fossile Energieträger durch mich, meinen Arbeitgeber, meine Stadt oder die Kirche, einen Resilienzplan für meine Gemeinde erstellen, eine Pipeline blockieren, ein Öl-Unternehmen verklagen, einen Green New Deal beschließen, internationale Vereinbarungen zur Begrenzung von CO2-Emissionen unterzeichnen und Leute auf die wichtigen Posten wählen, die sich auch daran halten. Das alles kann man machen.

Auf der anderen Seite ahnen wir, dass es nicht reichen würde – selbst wenn man all das umsetzen kann. Und so bleibt wieder die Frage: Was können wir tun?

Nun, wir müssen natürlich mit all den eben genannten Sachen weitermachen, aber auch: einmal tief Luft holen und uns mal Mühe geben, wirklich ehrlich zu uns selbst zu sein.

Hier der Versuch von Paul Kingsnorth, genau das zu tun: "Ist es möglich, mit Grauen den Fortgang menschlicher Übergriffe auf die Natur zu bezeugen, gefasst darauf, alles dagegen zu unternehmen, was du vermagst, und zugleich klar zu wissen, dass vieles sich nicht mehr abwenden lässt, egal was du tust? Ist es möglich, nicht als verzweifeltes Häufchen Elend zu enden, wenn man ohne falsche Hoffnung und krampfhaften Pseudo-Optimismus der Zukunft dabei zuschaut, wie sie immer finsterer wird?"

Und er traut sich, seine Frage selbst so zu beantworten: "Es wird möglich sein müssen, denn an dem Punkt befinde ich mich jetzt." Und in dieser Stimmung scheinen sich immer mehr von uns, mich eingeschlossen, derzeit wiederzufinden. Ja, das ist kein angenehmer Zustand. Tatsächlich ist es ein herzzerreißend mieser Zustand. Ein Chaos aus widersprüchlichen Gefühlen und Verpflichtungen, die sich kaum alle auf einmal aushalten lassen.

Für Macher vom Typ Schaffen-wir und Ziel-nie-aus-den-Augen-verlieren wie mich ist am schwersten, die Erwartung loszulassen, dass wir es richten können. Denn ich möchte wirklich das Richtige tun, das Problem lösen und die Dinge zum Besseren wenden. Ich will, wie es so schön heißt, "die Welt retten". Und von dieser Möglichkeit Abschied zu nehmen – ja auch daran zu denken – ist eine Blasphemie, eine Spielart des Totseins. Der Kern des Problems besteht darin, dass die Klimakatastrophe und die damit verbundene allgemeinere Zivilisationskrise eben kein Problem ist, das wir lösen können. Es ist etwas ganz anderes, nämlich ein Dilemma, zu dem wir uns verhalten müssen.

Diese Unterscheidung wurde mir vermittelt von dem Kollapstheoretiker, Science-Fiction-Autor und früheren Erzdruiden Nordamerikas John Michael Greer. "Ein kontrollierter, kreativer Übergang zur Nachhaltigkeit war vielleicht möglich", meint Greer, "wenn man die aussichtsreichen Anfänge der 1970er in den 80ern und 90ern auch fortgesetzt hätte." Jedoch haben Politiker und Unternehmenschefs uns in diesen Jahrzehnten und danach gehörig im Stich gelassen, sodass "zu Beginn des 21. Jahrhunderts dieses Dilemma mit hoher Wahrscheinlichkeit einen unkontrollierten Übergang zur Nachhaltigkeit durch ... Kollaps mit sich bringen wird".

Anders gesagt: Es gab ein Möglichkeitsfenster für eine "Lösung" des "Problems" Klimawandel und für eine allgemeine Nachhaltigkeit unserer Zivilisation, aber dieses Fenster blieb ungenutzt und übrig bleibt uns ein Dilemma. So erklärt Greer den Unterschied: "Ein Problem verlangt nach einer Lösung. Im Gegensatz dazu gibt es keine Lösung für ein Dilemma. Konfrontiert mit einem Dilemma reagieren die Menschen. Diese Reaktionen mögen gelingen oder fehlschlagen oder irgendwas dazwischen ergeben, aber keine 'löst' das Dilemma in dem Sinn, dass es dann aus der Welt ist."

Greer entgeht nicht die Ironie einer Zivilisation, die glaubt, alle Zwickmühlen des menschlichen Lebens – Armut, Krankheit, sogar den Tod – in Probleme umwandeln zu können, die sich mittels Technologie beheben lassen, und die es nun mit "Problemen zu tun bekommt, die sich zu Dilemmas entwickelt haben, weil sie zu lange nicht beachtet wurden". Aber er erkennt in dieser Ironie auch einen Hoffnungsschimmer. Unlösbare Zwickmühlen – vor allem die Unabwendbarkeit unseres eigenen Todes – gehören zum Menschsein, und aus unserem Ringen mit ihnen erwuchsen einige der schönsten und profundesten Aspekte der menschlichen Kultur.

Greer fragt sich nun, ob uns das Dilemma der industriellen Zivilisation "in die gleiche Richtung treiben könnte – hin zu einer geistigen Reife, die unsere Kultur seit einiger Zeit vermissen lässt, hin zu einem weiseren und kreativeren Umgang mit dem menschlichen Dasein". Ist das möglich? Theoretisch ja. Wird das auch passieren? Wer weiß? Doch immerhin etwas, worauf zu hoffen sich lohnt.

Und so zeichnet sich unsere Geschichte klarer ab: Unseren Politikerinnen, Ingenieuren und Problemlöserinnen ist es vor Jahrzehnten, als sie noch Gelegenheit dazu hatten, nicht gelungen, für einen besseren Weg in die Zukunft zu sorgen. Jetzt sind wir hier im frühen 21. Jahrhundert gestrandet, vor uns tut sich ein Abgrund auf und wir müssen nach einem anderen Weg suchen, der die Welten verbindet. Gefangen im Maul eines unauflösbaren Dilemmas, konfrontiert mit einer Zukunft, die "immer finsterer wird", können wir nicht anders als vorwärtsschreiten. Aber wie?

Die Augen vor der Wahrheit zu verschließen kommt nicht infrage. Vom Wissen führt kein Weg zurück zum Nicht-Wissen. Und nur, weil es nun zu spät ist, "die Welt zu retten", können wir jetzt nicht das Handtuch werfen, und in Hoffnungslosigkeit und Weltuntergangsstimmung verfallen. Stattdessen müssen wir den schrecklichen Tatsachen und in unserer Lage mit einer Mischung aus Enttäuschung, Trotz und Mut entgegentreten und erkennen, was uns noch möglich ist, wo uns noch Handlungsmacht bleibt.

"Eine Zukunft ohne Extreme ist nicht mehr zu haben", sagt etwa der Klimawissenschaftler Kevin Anderson. Anerkennen, wo wir stehen, so herb es auch sein mag, kann auch empowern. Wir sollten also unsere Anhänglichkeit an die derzeitigen Zustände sein lassen – egal, wie vertraut und bequem es gerade ist –, um energisch für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen: für geteilte Belastungen auf einem beschädigten Planeten und darum, andere extreme Zukünfte wie Faschismus, Ökozid und Ausrottung zu verhindern, die wir auf keinen Fall haben wollen.

Strategien, denen wir folgen können, um das Beste aus unserer miesen Lage zu machen, gibt es, von Degrowth bis hin zu Deep Adaptation – einer "Tiefenanpassung" mit dem Aufbau widerstandsfähiger Gemeinschaften, die sowohl den immer extremeren Wetterereignissen als auch den wirtschaftlichen Schockwellen standhalten, die auf uns zukommen, wenn wir unsere ökologischen Grenzen erreichen.

 

Ja, der Katastrophe können wir nicht ausweichen, aber es gibt bessere Katastrophen und schlechtere Katastrophen. Wir müssen die beste Katastrophe, die uns noch möglich ist, anstreben. Auf die beste Katastrophe zu "hoffen", ist alles andere als leicht, genauso wie Leute für diese Idee auf die Straße zu bringen. Zwanghafter Optimismus bringt uns hier kein Stück weiter.

Stattdessen merke ich, wie ich zwischen verschiedenen verworrenen Haltungen hin und her springe: Einerseits ist da so etwas wie ein "mitfühlender Nihilismus": Während unsere Welt unvermeidlich auseinanderfällt, will ich andere so freundlich behandeln, wie ich kann. Daneben gibt es den "Schaffe-ich-Pessimismus", wenn ich stur, zielgerichtet und konzentriert Versuche unternehme, unser Dilemma ein wenig zu lindern – auch wenn ich es insgeheim zwecklos finde.

An meinen besten Tagen schaffe ich es, mich zu einem semi-hoffnungsvollen "tragischen Optimismus" aufzuschwingen. Dabei ist mir Tim DeChristophers Verständnis von Hoffnung als "der Wille, an seinen Werten auch angesichts von Schwierigkeiten festzuhalten" eine Inspiration. Eine solche Hoffnung macht sich nicht von guten Ergebnissen abhängig, sie akzeptiert vielmehr vorbehaltlos die Widersprüchlichkeit unserer Bredouille, im Sinne von: Ja, es ist hoffnungslos, aber mein Bestes gebe ich trotzdem.

Auch eine grundlegende Erkenntnis von Václav Havel: "Hoffnung ist Orientierung des Geistes, Orientierung des Herzens. Sie ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." Dieser Ansatz bringt natürlich keine Garantie, dass wir jemals der Finsternis entkommen, zeigt uns aber, wie wir uns in ihr bewegen können.

 

Wir leben in sonderbaren Zeiten, die uns verzwickte Dinge abverlangen. Auf einem Höhepunkt vor einem langen Niedergang, konfrontiert mit radikaler Unsicherheit, müssen wir eine jeweils eigene innere Haltung finden für den Weg nach vorne. Sagen wir einfach "Scheiß drauf"? Können wir trotz allem noch Hoffnung finden? Haben wir uns in stoischer Zufriedenheit damit abzufinden, dass wir nicht mehr tun können als mitzuhelfen, dass sich die Dinge nur so langsam wie möglich verschlechtern? Oder können wir angesichts einer Katastrophe, die wir zwar abmildern, aber nicht aufhalten können, Wege finden, wirklich eine bessere Katastrophe zu wollen?

Der Hudson River schwappt an der Kontur von Manhattan entlang. Eine Möwe kreischt. Ich packe dieses letzte Paradox mit allen anderen in meine Tasche. Hinter mir kleckert die frühe Nachmittagssonne ihr Licht über das Wasser. Unter mir dreht sich die Erde unmerklich um ihre Achse dem Zwielicht entgegen. Unsere ungeborenen Geister halten hier Wache. Sie wissen von Dingen, die wir noch nicht sehen können. Nicht nur über die Zukunft, sondern auch über mich. Ich gebe mir Mühe, zuzuhören.

Dieser Text erschien zuerst auf der Projektseite "Klima, Kollaps, Kommunikation". Übersetzung aus dem Englischen: Alexander Müller, Theresa Leisgang