Vertrocknete Maispflanzen auf einem Feld
Zeichen der Klimakrise: Vertrocknete Maispflanzen auf einem Feld. (Foto: Erich Westendarp/Pixabay)

Vor Kurzem bat mich eine der auflagenstärksten deutschen Zeitungen um einen Kommentar zum Klimawandel. Ich schilderte die ganz reale Lage, wie sie uns die Klimaforscher seit rund 30 Jahren berichten. Doch die Kollegen schickten mir den Artikel zurück mit der Bemerkung, er sei "zu alarmistisch".

Ähnliches passiert zurzeit im Netz. Ausgerechnet in diesen extremen Hitzetagen in ganz Mitteleuropa wird eine hitzige Debatte über eine angebliche "Klima-Hysterie" geführt. Es wäre ja schon hilfreich, wenn Kollegen oder Kolleginnen auch Nachrichten zur Kenntnis nehmen würden: sterbende Meere, verpestete Luft, Seuchenalarm.

Total vergessen und verdrängt wird, dass unser Extremwetter von über 40 Grad in Nordafrika, in Indien, in Australien und Indonesien bereits über 50 Grad bedeutet und für Millionen Menschen zu Wassermangel führt sowie für Zehntausende zum Hitze-Tod. Alarmistisch? Klima-Hysterie?

Nicht nur Politiker der AfD oder US-Präsident Donald Trump, auch Netz-Journalisten und einige Kollegen renommierter Zeitungen wollen die Klimafakten immer noch nicht wahrhaben.

Wir sind mitten in der Klimakrise

Fakt ist: Wir erleben in diesen Wochen auch in Mitteleuropa, was Klimaforscher seit Jahrzehnten prognostizieren und was anderswo schon lange Realität ist: Hitzewellen, Hitzetote, Waldsterben, Milliardenschäden in der Landwirtschaft, Gesundheitsprobleme für hunderte Millionen Menschen. Und immer mehr unbewohnbare Regionen mit Klimaflüchtlingen.

Zurzeit irren allein in Afrika 18 Millionen Umweltflüchtlinge über den Kontinent. Weltweit sind heute 68 Millionen Flüchtlinge unterwegs. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis Mitte des Jahrhunderts viele Millionen Klimaflüchtlinge dazukommen werden. Die Klimakrise macht schon heute in vielen Regionen unseres Planeten das Überleben unmöglich. Es entstehen immer mehr Mega-Dürren.

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über den Klima­wandel und die nötige Energie­wende.

Der Streit um die Klimaerhitzung wird trotz aller Fakten immer hitziger. In Frankreich wird die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg vom halben nationalen Parlament als "Klima-Apokalyptikerin" beschimpft und als "Alarmistin" abgetan.

Man fragt sich, was noch alles passieren muss, bis auch die Letzten oder die Dümmsten verstehen, was die Wissenschaft uns schon lange sagt: Der Klimawandel ist keine Glaubensfrage, sondern schlicht Physik.

Der CDU-Politiker Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hat sich noch am Abend der Europawahl überrascht darüber gezeigt, dass das Thema Klima wahlentscheidend war. Ach was! Es ist schon lange klar, dass der Klimawandel kein Thema mehr unter anderen ist, sondern das "Überlebensthema" schlechthin – so sah es Angela Merkel 2007 vor den schmelzenden Gletschern in Grönland.

Die Klimaerhitzung wird in den nächsten Jahrzehnten unser aller Leben weit mehr verändern, als wir es uns heute vorstellen wollen.

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