Photovoltaikanlage auf Fachwerkhaus
Klima- und Energiepreiskrise müssten sich doch eigentlich gemeinsam lösen lassen. (Foto: Bernd Müller/​BMU)

Die Zustimmung zur Energiewende ist unter den Deutschen ungebrochen hoch. Neun von zehn finden diesen Umbau wichtig oder sehr wichtig, wie das jetzt veröffentlichte "Energiewende-Barometer" der staatlichen Förderbank KfW zeigt.

Viele Haushalte sind auch bereit, selbst aktiv daran mitzuwirken – etwa durch Energiesparen und bessere Haustechnik, etwa die Nutzung von Solarenergie. Allerdings haben viele Bürger:innen Vorbehalte, ob die Politik bei der Energiewende einen fairen sozialen Ausgleich erreichen kann.

Hauptgrund für die hohe Zustimmungsrate in der Umfrage von 89 Prozent für den Energie-Umbau dürfte sein, dass viele Menschen die Veränderungen durch den Klimawandel deutlich wahrnehmen. Mehr als zwei Drittel der Haushalte (68 Prozent) befürchten eine Beeinträchtigung durch die Folgen der globalen Erwärmung. 2020 waren es noch 64 Prozent gewesen.

Da die repräsentative KfW-Befragung im Dezember 2021 und Januar 2022 gemacht wurde, dürfte diese Rate aktuell noch höher liegen. Die erneute Dürre in diesem Jahr hat nach der Flutkatastrophe an Ahr und Erft 2021 die Folgen des Klimawandels weiter verdeutlicht, und der Ukraine-Krieg hat gezeigt, wie gefährlich die aktuelle Abhängigkeit von fossilen Energien ist.

Die Kosten der Energieversorgung spielen bei den Bürger:innen eine große Rolle. Bereits vor dem Preisschock bei Öl und Gas durch den Ukraine-Krieg beklagten 52 Prozent der Haushalte einen hohen Kostendruck bei der Wärmeversorgung.

"Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der Haushalte, der sich um die hohen Energiekosten sorgt, mittlerweile deutlich höher ist und weiter steigen wird, weil die Preisanstiege bis heute noch gar nicht vollständig bei den Verbrauchern angekommen sind", heißt es bei der Förderbank.

Tatsächlich zeigte eine Befragung durch das Marktforschungsunternehmen GfK in Nürnberg Ende August, dass die Deutschen aus Sorge von steigenden Heizkosten so viel Geld zurücklegen wie lange nicht. Die Sparneigung der Verbraucher:innen sei "sprunghaft" gestiegen.

Zwei Drittel glauben nicht an fairen Ausgleich

Angesichts der Heizkosten-Frage sind die Daten des KfW-Barometers zum Gebäudebestand besonders interessant. Es zeigte sich: Nicht einmal jeder dritte Haushalt wohnt bereits in gut gedämmten Häusern oder Wohnungen (29 Prozent). Ähnlich viele leben in Gebäuden mit sehr schlechtem Dämmzustand, bei denen die Außenwand nicht gedämmt ist oder noch einfach verglaste Fenster verbaut sind.

Immerhin 48 Prozent der Haushalte haben sich im letzten Jahr mit dem energetischen Zustand ihrer Immobilie beschäftigt. Seit Jahrzehnten liegt die Sanierungsrate mit rund einem Prozent der Gebäude zu niedrig, um die Klimaziele in diesem Sektor zu erreichen.

Positiv ist laut KfW deshalb, dass die Zahl der Haushalte, in denen "Energiewende-Technologien" zur Anwendung kommen, im vorigen Jahr gestiegen ist. Rund 29 statt vorher 27 Prozent nutzten mindestens eine davon: Photovoltaik, Batteriespeicher, Solarthermie, Wärmepumpe, Kraft-Wärme-Kopplung, Holzpellets-Heizung und Elektroauto. Weitere 13 Prozent planten die Anschaffung im laufenden Jahr, fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

"Aktuell setzen noch vor allem einkommensstarke Haushalte und solche mit Wohnungseigentum auf Solarthermie, Photovoltaikanlagen oder Elektroautos", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Es seien aber fast alle Haushalte von den hohen Energiepreisen betroffen. Damit die Energiewende auch bei den Ärmeren zum Tragen kommt, seien weitere Fortschritte bei Energieeffizienz und Energieerzeugung notwendig.

Gleichzeitig haben viele Haushalte Vorbehalte, ob die Politik bei der Energiewende einen fairen Ausgleich für alle Beteiligten erreichen kann. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) glauben nicht daran.

"Die Energiewende wird nur funktionieren, wenn alle Bürgerinnen und Bürger an Bord sind", kommentierte Köhler-Geib. Bei vielen Haushalten werde die anrollende Kostenlawine erst noch ankommen. Energieberatungen könnten hier helfen, gerade auch bei niedrigen Einkommen. Und es brauche Lösungen für die gegenwärtig knappen Beratungs- und Handwerkskapazitäten im Energiebereich.

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