Thermografie-Aufnahme eines zweistöckigen Hauses, die Rotfärbung der Wände zeigt, dass dort beheizte Räume ohne Wärmedämmung sind.
Viele Häuser im Gebäudebestand heizen immer noch die Umgebung mit. (Foto: Ivan Smuk/​Shutterstock)

Immer mehr Deutsche entscheiden sich für Wärmepumpen und andere Heizungen mit erneuerbaren Energien. Auch Brennwerttechnik gekoppelt mit Solarthermie wurde 2020 stärker nachgefragt. Weil im vergangenen Jahr besonders viele Heizungen ausgetauscht wurden, wuchs der Umsatz der Heizungsindustrie hierzulande um 13 Prozent. 

Aus Sicht der deutschen Heizungsindustrie ist die Förderung des Bundes auch für den gewachsenen Absatz verantwortlich. Die Bundesregierung hatte zum Jahresbeginn 2020 die Förderbedingungen für Heizungen mit Erneuerbare deutlich ausgeweitet. 488 Millionen Euro an Fördergeldern wurden für den Heizungstausch vergeben. 

Doch das Tempo bei der energetischen Sanierung reicht noch lange nicht aus. Drei Verbände – Deutsche Umwelthilfe, Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen und Bundesarchitektenkammer – haben deshalb die Bundesregierung heute gemeinsam aufgefordert, den Sanierungsstau bei Bestandsgebäuden mit einem Sofortprogramm aufzulösen. 

"Ein Drittel der Energie wird im Gebäudebereich verbraucht, aufgrund der langen Sanierungszyklen müssen wir heute schon handeln, wenn wir den Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral bekommen wollen", sagte Barbara Metz von der Umwelthilfe. Nach wie vor sei der Gebäudesektor nicht mit den Klimaschutzzielen vereinbar, weil die Emissionen zu hoch seien.

Vier-Punkte-Plan

In einem Positionspapier macht das Bündnis Vorschläge, wie die Wärmewende noch gelingen kann. Vier Sofortmaßnahmen sollen helfen, die Emissionen des Gebäudesektors deutlich zu senken.

Das Tempo der energetischen Sanierungen soll durch Anreize bis 2025 auf eine Million sanierte Bestandsgebäude pro Jahr erhöht werden. Um das zu erreichen, müsste die Sanierungsrate um das Vierfache steigen

Die Bundesregierung soll Eigentümer:innen beim Klimaschutz stärker unter die Arme greifen und ihnen durch die Finanzierung von einer Million konkreten Sanierungsplänen aufzeigen, wie Klimaschutz in Gebäuden geht. Dabei sollen für jedes Gebäude Sanierungsmaßnahmen erarbeitet werden, die zum Energiesparen beitragen.

Außerdem braucht es aus Sicht des Dreierbündnisses eine bessere Datengrundlage. "Nach wie vor fehlen uns Daten zu den Energieverbräuchen der Gebäude in Deutschland", sagte Metz. Vor allem müssten deutlich mehr Energiebedarfsausweise für Gebäude ausgestellt werden. "Ohne all diese Daten können wir kaum die geeigneten Maßnahmen ergreifen, um die Klimaziele des Gebäudebestands zu erreichen", mahnte Metz. 

Schließlich soll die neue Bundesregierung nach der Wahl ein 100-Tage-Programm für den Klimaschutz in Gebäuden auflegen und eine Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sowie der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Angriff nehmen. 

Frist bis Juni

Im Prinzip muss schon die jetzige Bundesregierung ein entsprechendes Sofortprogramm vorlegen. Laut heute vorgelegten Zahlen des Umweltbundesamtes ist es nicht gelungen, den CO2-Ausstoß des Gebäudesektors wie vorgesehen bis 2020 auf 118 Tonnen zu senken. Stattdessen werden dem Gebäudesektor für das Berichtsjahr Emissionen von 120 Millionen Tonnen zugerechnet.

Das 2019 verabschiedete Klimaschutzgesetz der Bundesregierung schreibt vor, dass das zuständige Ministerium nun innerhalb von drei Monaten ein Sofortprogramm auflegt, mit dem die Emissionsminderungen doch noch erreicht werden sollen.

Warum es bislang nicht möglich war, die Treibhausgase des Sektors deutlich zu senken, ist für Christine Lemaitre von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen eine "Haltungsfrage". Die Politik strebe nach einfachen Lösungen.

"Aber im Bau funktioniert das nicht, weil Bauen immer situativ und kontextbezogen ist", sagte Lemaitre. Dabei gebe es schon heute viele Möglichkeiten, um Gebäude klimaneutral zu stellen. 

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