Deutschland soll 2045 klimaneutral sein. Dieses Ziel hat noch die letzte Merkel-Groko beschlossen, nachdem das Bundesverfassungsgericht 2021 sein wegweisendes Urteil dazu fällte.

Das gilt auch für den Gebäudebereich und die Art, wie die Häuser beheizt werden. Die Zeit drängt also, denn es bleiben nur noch 20 Jahre, um das Ziel zu erreichen.

 

Eine zentrale Stellschraube ist neben der besseren Wärmedämmung der Altgebäude der Ersatz von Erdgas- und Ölheizungen vor allem durch elektrische Wärmepumpen, außerdem solare Wärmegewinnung und, in begrenztem Maß, auch Pelletheizungen.

Die Gamechangerin Wärmepumpe verbucht zurzeit immerhin steigende Absatzzahlen. Nur: Das Niveau reicht für die nötige Wärmewende bei Weitem nicht aus.

Derzeit laufen in deutschen Heizungskellern noch über zehn Millionen Gas- und Ölheizungen. Konkret werden knapp die Hälfte der Wohnungen mit Erdgas und knapp ein Viertel mit Heizöl beheizt, auf Fernwärme entfiel ein Anteil von rund 14 Prozent, elektrische Wärmepumpen beheizen rund sechs Prozent.

Das politische Ziel, noch von der Ampel-Bundesregierung mit Blick auf das Klimadatum 2045 ausgegeben, ist es, dass jährlich rund 500.000 Wärmepumpen neu installiert werden. Das ist auch nötig, um die vorhandenen fossilen Anlagen fristgerecht auszumustern.

Wärmepumpe führt erstmals Absatzstatistik an

Die Heizungsindustrie kann hier immerhin einen Rekord melden – nach den Turbulenzen, die der Streit um den angeblichen "Heizhammer" des früheren Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) ausgelöst hatte. Der Bundesverband Wärmepumpe, der die Hersteller vertritt, meldet jetzt einen Rekord für das erste Halbjahr: "Zum ersten Mal rangiert ein erneuerbares Heizsystem auf Platz eins des deutschen Heizungsmarkts: Die Wärmepumpe führt die Absatzstatistik an."

An einem Haus mit Backsteinfassade steht neben der Eingangstür eine Wärmepumpe.
Moderne Wärmepumpen sind auch ohne viel Zusatzaufwand für Altbauten geeignet. (Bild: Freddy Ostenfeld/​Shutterstock)

Die Installateure bauten in dieser Zeit rund 139.000 Anlagen ein, was ein Plus von 55 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum bedeutet. Das sei "nicht nur ein klares Signal für Klimaschutz und Versorgungssicherheit, sondern auch ein Beweis für das Vertrauen von Hausbesitzern in die Technologie", tönt der Verband.

Der Spitzenplatz für die Wärmepumpe hat freilich auch damit zu tun, dass die hiesigen Heizungsproduzenten insgesamt unter einer schlechten Geschäftslage leiden. Nach einem massiven Absatzeinbruch um 46 Prozent im Jahr 2024 sanken die Verkäufe in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nochmals um 22 Prozent auf nur noch 296.500 Geräte, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) am Wochenende mitteilte.

"Sollte sich dieser Trend fortsetzen, droht der Branche das schlechteste Jahresergebnis der vergangenen 15 Jahre", warnt der Verband. Tatsächlich wurden nach einem bereits schwachen Vorjahr erneut 81 Prozent weniger Gas- und Ölheizungen eingebaut.

Wasserstoff wird für Industrieanwendungen gebraucht

Dabei ist der Rückgang bei den fossilen Heizungen aus Klimasicht überfällig. Jede jetzt noch neu installierte Öl- oder Gasheizung mit üblichen Laufzeiten von 20 und mehr Jahren erschwert den Übergang zur Klimaneutralität.

Das gilt auch dann, wenn es sich um Geräte handelt, die künftig mit grünem Wasserstoff oder synthetischem Öl laufen könnten. Beides sind sehr teure, auf absehbare Zeit knappe Energieformen, die vordringlich in anderen Bereichen – etwa in bestimmten Industriesektoren oder im Flugverkehr – genutzt werden sollten, in denen es keine Alternativen dazu gibt.

Das Problem ist aber, dass der Hochlauf der Wärmepumpe trotz des jüngsten Booms immer noch zu langsam ist, um die Wärmewende ausreichend zu beschleunigen. Außerdem ist es natürlich ein Problem für die Hersteller und die Installateure, die generell einen Einbruch im Heizungsmarkt nicht lange ohne Entlassungen durchhalten können.

"Die aktuelle Entwicklung gefährdet nicht nur die klimapolitischen Zielsetzungen im Gebäudesektor, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit einer Schlüsselbranche mit rund 84.000 Beschäftigten", warnt der BDH.

Der Verband sieht die zentrale Ursache für den schwachen Markt in der "anhaltenden Verunsicherung der Verbraucher". Die Verantwortung dafür habe die Politik, sprich auch die neue Bundesregierung.

Schwarz-Rot ziert sich beim "Heizungsgesetz"

Die im Koalitionsvertrag angekündigte Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes sorge für fehlende Planungssicherheit, so der BDH. Hinzu kämen politisch motivierte Aussagen über die künftigen Förderkonditionen. "Infolge dieser Unsicherheit halten sich viele Modernisierungswillige mit einer umfassenden Investition in neue Heiztechnik zurück."

Tatsächlich lässt die Merz-Regierung bisher die nötige Klarheit über ihre Wärmewende-Strategie vermissen. Im Koalitionsvertrag heißt es noch apodiktisch: "Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen" – also das von der Ampel nach heftigen Streit verabschiedete Gebäudeenergiegesetz, das etwa bei Wärmepumpen Förderzuschüsse von bis zu 70 Prozent vorsieht.

Tatsächlich aber peilt die schwarz-rote Regierung "nur" eine Überarbeitung an. Gerade erst betonte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) in einem Interview, das Gesetz solle "verständlicher, bürokratieärmer und technologieneutraler" ausgestaltet werden.

Das Problem für viele Hausbesitzer:innen: Da Wärmepumpen in der Anschaffung drei- bis viermal teurer sind als eine neue Gasheizung, wollen viele nur dann umsteigen, wenn die Förderung klar ist – und das ist sie bisher nicht.

Außerdem dürfte viele verunsichert haben, dass Schwarz-Rot beim Strompreis eingeknickt ist. Er soll bekanntermaßen für Privathaushalte nicht so stark gesenkt werden wie ursprünglich angekündigt. Die Maßnahme hätte gerade Wärmepumpen-Haushalte entlastet, da deren Stromrechnung deutlich über dem Schnitt liegt.

Neue Gasheizung wird enorm teuer im Betrieb

Wichtig für die Wärmepumpen-Wende wäre natürlich auch eine gezielte Aufklärungskampagne, die die verbreiteten Zweifel über die Technologie überwinden hilft. So ist inzwischen klar, dass die Anlagen nicht nur in neuen oder aufwändig energetisch sanierten Bestandsgebäuden sinnvoll sind, sondern auch in den meisten normalen Altbauten.

Eine Untersuchung im Auftrag der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde führt das auf jüngste technische Entwicklungen zurück, durch die moderne Wärmepumpen auch Heizwasser-Temperaturen von bis zu 70 Grad schaffen. 

Im Betrieb sind Wärmepumpen schon heute günstiger als Erdgas- oder Ölheizungen, wie aktuelle Vergleichsrechnungen zeigen. Laut einer Analyse des Vergleichsportals Verivox liegen die Heizkosten in einem guten gedämmten Muster-Haus mit Wärmepumpe rund 41 Prozent niedriger als mit Gasheizung, während es bei einem unsanierten Gebäude immerhin noch 13 Prozent sind.

 

Auch das Magazin Finanztip warnt davor, dass der Einbau einer neuen Gasheizung "eine oft teure Kostenfalle" werden könne. Eine neue Gasanlage im Einfamilienhaus koste auf dem Papier oft nur rund 8.000 Euro, wird hier vorgerechnet. Über 20 Jahre summierten sich die tatsächlichen Kosten auf über 25.500 Euro – mehr als das Dreifache des Anschaffungspreises.

Grund dafür sind laut Finanztip "vor allem die steigenden CO2-Kosten. Sie sind im Kaufpreis nicht sichtbar, verteuern aber fossiles Heizen langfristig stark." Bei einer Wärmepumpe fallen diese Kosten nicht an.

Im ersten Satz stand zunächst, Deutschland solle 2025 klimaneutral sein. Den Fehler haben wir korrigiert.