Ein gefüllter Kühlschrank
Einen alten Kühlschrank auszutauschen lohnt sich wegen des Stromverbrauchs schon relativ bald. (Foto: Pexels/​Pixabay)

Ein Kühlschrank soll kühlen. Wie der Name schon sagt. Als ich neulich morgens meinen Kühlschrank öffnete, schien der sich aber in einen Heißschrank verwandelt zu haben. Unten war er zwar noch einigermaßen kalt, oben aber brüllheiß und die Butter nur noch ein fettiger Brei, dito die Marmelade, und der schöne Rohmilchkäse im mittleren Fach begann sich auch schon zu verflüssigen.

Hatte ich übersehen, dass mein sieben Jahre alter Bosch KTR 16 AW 30 X eine versteckte Mikrowellenfunktion besitzt und aus Versehen den Einschaltknopf gedrückt?

Des Rätsels Lösung war schnell gefunden. Die Glühlampe des Kühlschranks war nämlich so heiß geworden, dass man sie nicht anfassen konnte, ohne sich die Finger zu verbrennen. Sie musste also die ganze Nacht gebrannt haben. Die Wärme war, physikalischen Gesetzen gemäß, nach oben gestiegen und hatte sich dann langsam, Stockwerk für Stockwerk, nach unten vorgearbeitet, wo das Kühlaggregat unverdrossen dagegen hielt. Nach einem Funktionstest war klar: Der Schiebeschalter, ein windiges Plastikteil, klemmte und musste erneuert werden.

Heute stellt sich bei solch einem technischen Malheur immer die Frage: Reparieren (lassen) oder ein neues Gerät kaufen? Ich weiß nicht genau, wo der Kipppunkt liegt, ab dem man ein altes durch ein neues Küchengerät ersetzen sollte, allein schon wegen des Stromverbrauchs. Doch mir schienen sieben Jahre nicht genug, um den Kühlschrank schon auf den Müll zu schmeißen. Der Bauknecht meiner Eltern hatte am Ende 30 Jahre auf dem Buckel.

Ein schlechtes Geschäft?

Außerdem hatte ich mich sehr bemüht, ein sparsames Gerät der Energieverbrauchsklasse A++ zu kaufen und sogar auf ein Tiefkühlfach verzichtet, was den Händler etwas wunderte. Ich will nämlich nicht in Versuchung kommen, mir doch immer wieder Lagnese-Eis oder, viel besser, das super leckere Häagen-Dazs zu kaufen, weil Speiseeis dick macht und dem Klima schadet. Ja, auf so etwas achtet ein alter, weißer Umweltschädling wie ich, liebe Fridays für Future!

Also Reparatur. Zum Glück kenne ich noch ein richtiges Elektrofachgeschäft. Das heißt ganz schlicht Elektro Wagner, nicht "Die Freezing-Profis", "Kalt & Co." oder sonstwas Kreatives. Der Mann, mutmaßlich Herr Wagner selbst, kam auch nach ein paar Tagen mit seinem schweren Mechanikerkoffer die Treppe heraufgekeucht, hatte auch ein Ersatzteil dabei, das er in Windeseile anschraubte. Fertig.

Dann kam die Rechnung: 205 Euro inklusive Anfahrtspauschale. Neu hatte der Bosch KTR 16 AW 30 X genau 325,39 Euro netto gekostet, auch von Elektro Wagner, mit Lieferung und Aufstellen 439 Euro brutto. Im Netz kriegt man ihn, beziehungsweise ein vergleichbares Modell, heute für etwas mehr als die Hälfte.

Foto: Monika Höfler

Der Kolumnist

Der Autor und Journalist Georg Etscheit lebt in München – und regt sich leidenschaftlich gern über die kleinen und großen Stressmomente des Alltags auf.

Ich fühlte mich von Herrn Wagner nicht übervorteilt. Trotzdem schien es mir diese Reparatur ein schlechtes Geschäft gewesen zu sein, zumal ich vor zwei Jahren schon eine gerissene Gemüseschublade und eine Türleiste erneuert hatte, was auch mit rund 100 Euro zu Buche schlug, wohlgemerkt bei Selbsteinbau. Was die lausigen Plastikdinger im Einkauf kosten, möchte ich gar nicht wissen.

Nächstes Mal ein neues Gerät

Ich habe also ungefähr schon so viel in einen längst abgeschriebenen, also im Grunde schrottreifen Kühlschrank gesteckt, wie ich dafür bezahlt hatte. Und zwar in einem teuren Fachgeschäft. Bei Amazon, Saturn und den anderen Billigheimern hätten sie mir den nachgeschmissen. Eine kurze Internetrecherche spuckte ein ähnliches Markenprodukt für 269 Euro aus. Einen No-name-Kühlschrank gibts schon für 160 Euro.

So was nennt man unökonomisches Verhalten. Oder einfach: doof. Ich hätte die marode Kühlkiste natürlich auch ins Repair-Café schleppen können. Aber das hätte ich mindestens mit einem weiteren Bandscheibenvorfall bezahlt, was mir, ganz ehrlich, die Sache nicht wert war.

Jetzt erfreue ich mich also einstweilen weiter meines runderneuerten, äußerst nachhaltig reparierten Öko-Kühlschranks. Und wenn das nächste Plastikteil den Geist aufgibt, kommt ein neuer ins Haus. Die Fridays-for-Future-Aktivisten bitte ich heute schon um Nachsicht.

Denn ganz ohne Kühlschrank geht es nicht, liebe Leute. Auch nicht im Klimanotstand. Als der jetzige KTR ins Haus kam, war sein Vorgänger wirklich kaputt und es dauerte ein paar Tage, bis Herr Wagner den neuen brachte. Es war heiß draußen und die Lebensmittel konnten wir wegschmeißen. Außerdem schmeckt lauwarme Sauermilch zum Müsli, pardon, nur beschissen. Kleiner Vorgeschmack auf einen Blackout, aber das wollen wir ja nicht hoffen.

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