Zerstörung im sächsischen Schlottwitz durch Hochwasser 2002
Starkregen – hier 2002 im sächsischen Schlottwitz – zerstört oft mehr als erwartet. (Foto: Harald Weber/​Wikimedia Commons)

42 Tote, tausende zerstörte Häuser, kaputte Straßen, durchtrennte Stromleitungen – der Zyklon "Winston" hat Fidschi im vergangenen Jahr stärker getroffen als je ein Sturm zuvor. Für den pazifischen Inselstaat bedeutet der extreme Wirbelsturm aber nicht nur eine humanitäre Katastrophe, sondern auch eine wirtschaftliche: Winstons Zerstörungswut hat Kosten verursacht, die ungefähr einem Drittel von Fidschis Bruttoinlandsprodukt entsprechen. Die Klimaforschung geht davon aus, dass der nächste "Winston" nicht allzu lange auf sich warten lassen wird.

Auch hierzulande ist der Klimawandel ein finanzielles Problem – und wird es immer mehr. Starkregen beispielsweise flutet und zerstört Keller, Garagen, Straßen und Unterführungen. Solche extremen Niederschläge – Deutschland hat sie beispielsweise im Juli 2017 erlebt – werden aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Klimawandel häufiger, wie es etwa der Klimaforscher Stefan Rahmstorf in seinem Blog erklärt.

Die Versicherungswirtschaft ist auf diese neuen Schadensquellen höchstens mangelhaft eingestellt, zeigt nun ein Konzern-Ranking des Londoner Asset Owners Disclosure Project (AODP), das die weltweit größten institutionellen Investoren untereinander vergleicht und ihre Reaktion auf klimabedingte Risiken und Chancen bewertet. Diesmal also die Versicherer. Das Ranking führt die 80 größten Unternehmen auf.

Trotz einiger Lichtblicke arbeitet das Gros der Branche demnach nicht im Einklang mit dem Pariser Weltklimaeinkommen. Nur sechs bis acht Prozent der bewerteten Unternehmen seien, so heißt es, den Vorschlägen des damaligen UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon von 2016 nachgekommen. Ban hatte die – selbst stark vom Klimawandel betroffenen – Versicherungen aufgefordert,  ihre Investitionen in saubere Energien zu verdoppeln, das Geld aus fossilen Energien abzuziehen und mit dem Geschäftsmodell die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu unterstützen.

Europa vorn, USA hinten

Um das zu messen, haben die AODP-Analysten mehrere Faktoren einbezogen: ob die Versicherungen jetzt schon gute Modelle für Schäden durch Klimarisiken anbieten und entwickeln, welche Pläne sie für die Zukunft haben, wie sie ihr Vermögen selbst investieren. Dazu hat das Projekt öffentlich zugängliche Informationen ausgewertet, aber auch Antworten der Unternehmen auf einen eigenen Fragebogen, den allerdings nur 24 der kontaktierten 80 bearbeitet haben.

Spitzenreiter im Ranking ist die französische Axa vor der britischen Aviva, beide haben mit "AAA" die Bestnote erhalten. Es folgen die deutsche Allianz und die britische Legal & General mit "AA". Auch die nächsten Plätze werden von europäischen Firmen belegt. Das einzige außereuropäische  Unternehmen in den Top Ten ist die japanische Tokio Marine – sie liegt im Ranking genau auf Platz zehn und wurde mit "BBB" bewertet.

Ein Land sticht besonders negativ heraus: Die Versicherer aus den USA erhalten fast alle eine AODP-Bewertung mit "D" oder gar mit "X" – der Kategorie für jene, die bislang überhaupt nicht tätig geworden sind. Dabei sitzen in den Vereinigten Staaten besonders viele der großen Versicherungen: 24 der 80 beteiligten Unternehmen stammen von dort.

Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur vier. Abgesehen von der Allianz schneiden die allerdings auch nicht rosig ab. Die Munich Re ("C") und die Hannover Re ("D") liegen auf Platz 24 und 25 im Ranking, Talanx ("D") auf Platz 41.

2017 war teuer

Im vergangenen Jahr haben Naturkatastrophen wie die Hurrikans Harvey, Irma und Maria sowie Überschwemmungen, Waldbrände, Dürren und Erdbeben die Versicherungsbranche so viel Geld gekostet wie nie. Nach den Berechnungen des weltgrößten Rückversicherers Munich Re beliefen sich die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen auf 135 Milliarden US-Dollar.

Das ist allerdings nur ein Bruchteil der gesamten Schadenssumme. Denn der größte Teil der registrierten Schäden – 59 Prozent – war gar nicht versichert. Zieht man alles zusammen, beläuft sich die Schadenssumme auf 330 Milliarden Dollar. Dies ist der zweithöchste Schaden, seitdem 1970 mit den Aufzeichnungen begonnen wurde. Nur im Jahr 2011 waren die Kosten durch die Reaktorkatastrophe in Fukushima noch höher. Damals lagen sie bei 354 Milliarden Dollar – umgerechnet in heutige Werte.

Solche Größenordnungen dürften künftig durch den Klimawandel häufiger vorkommen, ist der Klimaexperte des Münchner Versicherers, Ernst Rauch, überzeugt. "2017 ist kein Ausreißer. Wir haben eine neue Normalität."

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