Kupfermine
In Nordschweden kommt der Strom für den Kupfertagebau schon immer aus Wasserkraft. (Foto: Neta 623/​Pixabay)

Erneuerbare Energien sind extrem billig geworden. Solarstrom kann in Weltregionen mit hoher Sonneneinstrahlung für zwei bis drei Cent pro Kilowattstunde erzeugt werden. In einer Ausschreibung für einen riesigen Solarpark im Emirat Dubai mit 5.000 Megawatt Spitzenleistung boten Hersteller jüngst sogar an, den Strom für nur rund 1,5 Cent zu erzeugen.

Ein Signal, dass Solar- und Windkraft in immer mehr Fällen an die Stelle fossiler Energien treten können, kommt nun aus einer der schmutzigsten Branchen überhaupt: dem Bergbau.

So hat der weltgrößte Bergbau-Konzern BHP für seine Kupferminen in Chile beschlossen, alle Lieferverträge für Kohle zu kündigen, mit der die Energie für Abbau und Verarbeitung des Metallerzes bisher produziert wird. Das australisch-britische Unternehmen will dort ab 2021 komplett auf Solarenergie und Wasserkraft umsteigen, wobei letztere die Versorgung sicherstellen soll, wenn die Sonne zu wenig Energie liefert.

Die Minenanlagen – die weltgrößten für Kupfer – sind wahre Stromfresser. Auf ihr Konto gehen rund sechs Prozent des chilenischen Stromverbrauchs. Entsprechend positiv können die Folgen der Umstellung auf Ökostrom für Klima und Umwelt sein. Der Konzern vermeidet damit laut den Angaben jährlich rund drei Millionen Tonnen CO2. Das entspricht BHP zufolge den Emissionen von rund 700.000 Autos.

Auch andere australische Bergbauunternehmen, zum Beispiel der Konzern OZ Minerals mit seinen Nickel-Minen sowie Element 25, das ein "Green Metals"-Projekt aufgelegt hat, stellen auf Erneuerbare um. OZ will zum Beispiel 70 bis 80 Prozent seiner Energie aus Solar- und Windkraft beziehen.

Natürlich tun BHP und Co das nicht hauptsächlich, um als Klimaschützer auftreten zu können. Es geht schlicht auch um Profit. BHP zum Beispiel gibt an, dank der jetzt abgeschlossenen Ökostrom-Lieferverträge bei den Energiekosten rund 20 Prozent zu sparen.

Energie- und Verkehrswende wird grüner

Die Ankündigungen aus der Bergbau-Branche sind aber noch aus einem anderen Grund bedeutsam. Eine zunehmende Umstellung der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung auf grüne Energie hätte nicht nur einen direkten Klimaschutz-Effekt, sondern auch Folgen für den nötigen Umbau des Energie-, Industrie- und Verkehrssystems.

Denn auch die aus dem Bergbau kommenden und weiterverarbeiteten Materialien würden damit "sauberer", und so würde sich der ökologische Rucksack von Solaranlagen oder Elektroautos verkleinern. Zu Recht fordert daher der Energieexperte und frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell, solche Entwicklungen in den Ökobilanzen für diese Produkte zu berücksichtigen.

E-Autos zum Beispiel schneiden derzeit in solchen Kalkulationen bisher nicht sehr viel besser als Benzin- oder Dieselfahrzeuge ab, weil die Rohstoffgewinnung und die Produktion der Batterien große Energiemengen erfordert – und diese zum großen Teil noch aus Kohle- und Erdgaskraftwerken stammen.

Das könnte sich künftig ändern, und das umso mehr, wenn in Zukunft auch das klimafreundliche Recycling der Rohstoffe, die etwa in den Batterien verbaut werden, sichergestellt wird. Denn das ist ökologisch weitaus günstiger, als neue Ressourcen in den Minen abzubauen – mit wie viel Ökoenergie das auch geschehen mag.

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