
Man hätte es wissen können: Friedrich Merz ist ein sauerländischer Ex-Blackrock-Lobbyist, keine schwäbische Hausfrau. Als solcher kennt er sich mit den Gepflogenheiten im südwestlichen Teil des Landes, das er künftig zu regieren gedenkt, nicht so aus.
Genau, Kehrwoche. Und Sparsamkeit. Schaffe, schaffe, Häusle baue. Und vor allem, dass man nicht mehr Geld ausgibt, als man hat.
Kein Wunder also: Nun, da es ernst wird mit dem Regieren, will Merz den Schuldenhimmel aufmachen. Plötzlich soll es Geld regnen.
Was soll er auch tun? Donald Trump lässt uns mit Putin alleine, das wäre schon Grund genug. Aber plötzlich stellt Friedrich Merz auch noch fest, unsere Autobahn-Brücken bröseln, die Bahn rostet auf dem Abstellgleis, und die Schulklos stinken.
Hat man alles vorher nicht gewusst. Da braucht es Sondervermögen, vulgo neue Schuldenberge, wie die Republik sie noch nie gesehen hat.
Mal im Ernst. Es ist natürlich richtig, in solcher Lage Kredite aufzunehmen, und man sollte sich sogar trauen, sie so zu nennen statt "Vermögen". Sonst hört es sich ja an, als wäre einem das Schuldenmachen peinlich.
Zudem es noch mehr Geld braucht. Merz hat nämlich glatt vergessen, man muss auch noch etwas gegen den Klimawandel tun und dagegen, dass er einem das Häusle unter dem Hintern wegreißt.
Lernen, wie Klima geht
Die schwäbische Hausfrau hätte das längst gemacht, denn sie weiß ja, wie unsinnig es wäre, den Bürgersteig zu fegen, wenn das Gebäude dahinter fort ist. Und auch, dass das okay geht, wenn man die Kredite dafür bedienen kann.
In diesem Sinne ist es gut, dass Merz mit der falsch verstandenen Hausfrau-Politik seiner künftigen Vor-Vorgängerin Angela Merkel aufräumt, die böse Zungen schon damals als Folge von finanzpolitischem Analphabetismus bezeichneten.
Er müsste nur noch etwas gegen seine weitere Lernschwäche tun, die beim Thema Klimaschutz. Es ist eben zentral, die Investitionen aufs Klima auszudehnen. Stichworte: Heizungsmodernisierung, Gebäudedämmung, E‑Mobilität.
Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Und: Die Ausgaben müssen generell daraufhin geprüft werden, ob sie mit dem Ziel Klimaneutralität kompatibel sind oder nicht. Eine neue Straßenbauorgie damit zu finanzieren, verbietet sich, zum Beispiel.
Noch besser wäre freilich eine Schwäbische-Hausfrau-2.0-Politik. Konkret: die Schuldenbremse so zu modifizieren, dass Investitionen in Klima und Umwelt ausgenommen sind.
Die moderne Frau weiß doch: Sonst vererben wir unseren Kindern gigantische Klimaschulden, die sie nie abbezahlen können.