Ein Bündel Dollarscheine in Nahaufnahme
Ein Bündel Dollar muss es  schon sein, wenn der Preis für ein Zertifikat zum Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid eine klimafreundliche Wirkung haben soll. (Foto: Frankie Leon/​Flickr)

Wer das Treibhausgas Kohlendioxid ausstößt, muss zahlen – und zwar so viel, dass sich Energiesparen und die Umstellung auf Öko-Energien lohnen. Das ist die Idee hinter Emissionshandelssystemen und CO2-Steuern, die von vielen Ländern eingeführt wurden.

Viele Jahre allerdings dümpelten die "Kohlenstoff-Märkte" vor sich hin – die aufgerufenen CO2-Preise waren viel zu niedrig, um bei Unternehmen Anreize zu Klimaschutz-Investitionen zu setzen. Das könnte sich nun ändern.

Die Weltbank erwartet, dass die CO2-Bepreisung einen Schub bekommt, weil viele Regierungen nach Instrumenten suchen, um die Ziele des Pariser Klimavertrags erreichen zu können. Das zeigt ein neuer Report der Entwicklungsbank, der am heutigen Dienstag in Frankfurt am Main auf der Konferenz "Innovate for Climate" vorgestellt wurde.

Die positive Einschätzung speist sich vor allem aus drei Faktoren. Erstens hat China im vorigen Dezember den Start seines nationalen Emissionshandels verkündet, der nun Zug um Zug anlaufen soll, beginnend im Energiebereich. Er wird, wenn in allen wichtigen Sektoren installiert, der größte weltweit sein.

Zweitens hat die EU es geschafft, durch beschlossene Reformen zur Kappung der überschüssigen CO2-Zertifikate ihr darniederliegendes Emissionshandelssystem zumindest etwas in Schwung zu bringen.

Und drittens haben Regierungen von 88 Staaten in ihren nationalen Klimaschutzplänen, die sie beim UN-Klimasekretariat zur Erfüllung des Paris-Vertrags eingereicht haben, einen CO2-Preis als wichtiges Mittel angegeben.

Die Einnahmen durch CO2-Preise haben sich verdoppelt

Es dürften in den nächsten Jahren also weitere Emissionshandelssysteme und Kohlendioxid-Steuern hinzukommen. Im vorigen Jahr machten besonders viele nord- und südamerikanische Länder und Regionen durch neue Initiativen zur CO2-Bepreisung von sich reden – darunter die kanadischen Provinzen Alberta und Ontario, die US-Bundesstaaten Kalifornien, Massachusetts und Washington sowie Chile und Kolumbien.

Derzeit werden rund 15 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entweder vom Emissionshandel oder einer CO2-Steuer erfasst. Inklusive des chinesischen Emissionshandels werden es 20 Prozent sein.

Insgesamt nahmen die Staaten etwa durch die Versteigerung von CO2-Zertifikaten, andere Zahlungen im Zusammenhang mit Emissionshandelssystemen sowie durch die CO2-Steuern im vergangenen Jahr rund 33 Milliarden US-Dollar (28 Milliarden Euro) ein. Das ist ein Zuwachs um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Regierungen nutzten das Geld je nach Land unterschiedlich: im normalen Etat, um Klimaschutz oder sozialpolitische Aufgaben zu finanzieren oder auch, um andere Steuern zu reduzieren.

Der für Klimapolitik zuständige Weltbank-Direktor John Roome kommentierte in Frankfurt: "Die Regierungen erkennen zunehmend, wie effektiv die CO2-Bepreisung ist, um die Paris-Ziele zu erreichen, während gleichzeitig Mittel für Klimaschutz und andere Aufgaben hereinkommen."

Der Weltbank-Report zeigt, dass der CO2-Preis im Schnitt auch langsam ansteigt, inzwischen liegt er bei der Hälfte der erfassten Emissionen über zehn Dollar (8,46 Euro) pro Tonne. Roome räumte allerdings ein, dass dies bei Weitem noch nicht ausreiche, um die Wirtschaft automatisch auf grünen Kurs zu bringen.

Der Preis müsste langfristig auf 100 Dollar steigen

Klimaexperten schätzen, dass die Tonne CO2 mindesten 30 Dollar kosten muss, um die Ökonomie "in Richtung Paris" zu bringen. Laut der "High-Level Commission on Carbon Prices", die von den bekannten Ökonomen Nicholas Stern und Joseph Stiglitz geleitet wurde, müssten die Preise schon 2020 bei 40 bis 80 Dollar und 2030 sogar bei 50 bis 100 Dollar liegen.

Roome lobte im Gespräch mit Klimareporter die Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der für die EU einen CO2-Mindestpreis von 30 Euro vorgeschlagen hat. Im europäischen Emissionshandel hatte die Tonne bis vor Kurzem nur um die fünf Euro gekostet. Zuletzt ist der Preis allerdings auf 15 Euro angestiegen.

"Ich würde es begrüßen, dass weitere EU-Staaten sich dieser Initiative anschließen", sagte Roome, der sich allerdings zu Deutschlands Position in dieser Frage keinen Kommentar entlocken ließ. Bisher hat das Merkel-Kabinett Macrons Vorstoß nicht unterstützt.

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