Das Konzept ist, den Treibhausgas-Ausstoß über den Preis zu drosseln. Schweden hat eine CO2-Steuer auf Sprit und Heizenergie bereits 1991 eingeführt, der EU-Emissionshandel läuft seit 2005, und in China wird diese Art der Bepreisung fossiler Energien seit 2013 getestet.
Weltweit existieren inzwischen mehr als 70 CO2-Preissysteme, aber ihr Beitrag zur Emissionsreduzierung ist nach wie vor Gegenstand hitziger Debatten in Wissenschaft und Politik.
Eine neue Analyse belegt nun die Wirksamkeit der Bepreisung: Die Emissionen gingen dadurch in den ersten Jahren nach der Einführung um bis zu 21 Prozent zurück. Im Schnitt waren es rund zehn Prozent.
"Diese Forschungsarbeit kann helfen, die ordnungspolitische Debatte über die prinzipielle Ausrichtung der Klimapolitik vom Kopf auf die Füße zu stellen", sagte Ottmar Edenhofer, Direktor des Berliner Klima-Thinktanks MCC und Koautor der Untersuchung, die vom MCC geleitet wurde.
Edenhofer erläuterte den Hintergrund: "Von der Politik wird ja die Idee, den Treibhausgas-Ausstoß über den Preis zu drosseln, immer wieder in ihrer Wirksamkeit angezweifelt, und man fokussiert sich stattdessen oft übermäßig auf Verbote und Vorschriften."
Edenhofer räumte zwar ein, dass es in der Regel einen Mix aus verschiedenen Instrumenten brauche, "doch der Glaubensstreit darüber, was das klimapolitische Leitinstrument sein sollte, lässt sich mit Fakten klären".
Emissionshandel wirkt auch in China
Die MCC-Metastudie erschien im Fachjournal Nature Communications und fasst die Ergebnisse von 80 Untersuchungen zusammen, die bisher zum EU-Emissionshandel, zu den Pilotsystemen in China, der kanadischen Provinz British Columbia und den USA sowie zu Systemen in Australien, Finnland, Großbritannien, Japan, Kanada, Schweden, der Schweiz und Südkorea gemacht wurden.
Dabei stellte sich heraus, dass die Wirkung vor allem durch eine gute politische Begleitung – Stichwort "Ankündigungseffekt" – und niedrige Kosten der CO2-Vermeidung steigt. Hingegen spiele die Frage, ob der CO2-Preis über eine Steuer oder einen Emissionshandel realisiert wird, in den Befunden eine geringere Rolle als in der politischen Diskussion, so das MCC.
Interessant auch: Einen überdurchschnittlich günstigen Effekt auf die Emissionsbilanz hatte die Einführung der CO2-Bepreisung in einigen Provinzen Chinas. Das Land ist mit Abstand der weltweit größte Treibhausgas-Produzent, rund ein Drittel des weltweiten CO2-Ausstoßes entsteht hier.
Das zeigt: Ein allgemeiner nationaler Emissionshandel in China könnte einen spürbaren Effekt auf die globalen Emissionen haben. Bisher erfasst Chinas Emissionshandel, der in Pilotprojekten 2021 auch landesweit eingeführt wurde, nur die Stromerzeugung. Er ist mit den erfassten 4,5 Milliarden Tonnen CO2 aber bereits das größte Emissionshandelssystem der Welt.
Spannend dürfte auch werden, wie in der EU die für 2027 beschlossene Ausweitung des CO2-Handels auf die Sektoren Verkehr und Gebäude wirkt. Es wird erwartet, dass die Sprit- und Heizenergiepreise dann deutlich steigen.
Eine frühere Studie des MCC kam zu dem Ergebnis, dass mehr als 200 Euro pro Tonne CO2 fällig werden könnten. Das entspräche gegenüber dem Stand von heute Steigerungen um 46 Cent pro Liter Sprit und rund 3,5 Cent pro Kilowattstunde Erdgas.
Klar ist, dass solche Steigerungen nur durch Rückerstattung mit einem Klimageld verkraftbar sind – und mit einer guten Aufklärungskampagne dazu. Sonst droht, wie Fachleute warnen, in diesen populistisch aufgeheizten Zeiten eine neue "Benzinwut" und "Heizhammer"-Debatte.