Zusammengepresste Plastikflaschen
Mehr Produkte, mehr Verpackungen, mehr Müll. (Foto: Hans Braxmeier/​Pixabay)

Deutschland, der Umwelt-Weltmeister? Die Zeiten sind lange vorbei. Die Vorreiterschaft beim Klimaschutz hat die Bundesrepublik längst aufgegeben. Und auch die bei der Einführung des Grünen Punktes vor fast 30 Jahren genährte Hoffnung, die Verpackungsmengen und damit den dadurch entstehenden Abfall zu verringern, sind nicht erfüllt worden.

Deutschland ist seit Längerem negativer Europameister beim Verpackungsmüll, und nun zeigt eine Bilanz des Umweltbundesamtes (UBA): Die Abfallflut ist sogar noch gewachsen.

Laut dem am Montag veröffentlichten UBA-Bericht fielen 2017 insgesamt 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an – das bedeutet einen Anstieg um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das heißt: Pro Bundesbürger entstehen im Schnitt 226,5 Kilogramm Verpackungsmüll.

Die privaten Endverbraucher sind dabei für fast die Hälfte des Gesamtaufkommens verantwortlich, nämlich für 47 Prozent. Und dieser Anteil ist mit 3,8 Prozent auch noch überproportional gewachsen.

Verpackungen müssen mehr können

Die Ursachen für die Verpackungsmüll-Flut sind vielfältig. Als wesentlichen Treiber identifiziert das Amt das Wirtschaftswachstum: Mehr verkaufte Produkte bedeuteten auch mehr Verpackungen.

Allerdings sind auch die modernen Konsumgewohnheiten dafür verantwortlich. Als Beispiel gilt der Wunsch nach zusätzlichen Funktionen der Verpackungen wie Wiederverschließbarkeit oder Dosierhilfen, was den Materialverbrauch erhöht. Zudem setzen sich laut der Analyse die Trends zu kleineren Portionen, Versandhandel und Außer-Haus-Verzehr fort – alles ein Turbo für Verpackungen.

Immerhin ist Deutschland beim Recycling weiterhin vergleichsweise gut. Vom gesamten Verpackungsmüll-Aufkommen gingen knapp 70 Prozent in die Wiederverwertung, der Rest wurde größtenteils "energetisch verwertet", also verbrannt.

Allerdings fällt die Recyclingquote je nach Verpackungsart sehr unterschiedlich aus. Bei Stahl (92 Prozent), Papier und Karton (88) sowie Glas (84) ist sie hoch, bei Kunststoffen (50) und Holz (26) niedrig. Hier gibt es noch viel Recyclingpotenzial.

Welche Vorgaben brauchen Hersteller?

Da setzt denn auch das neue Verpackungsgesetz an, das seit Januar in Kraft ist. Es legt höhere Recyclingquoten fest, soll die Recyclingfähigkeit verbessern und Mehrweg-Systeme stärken. Zudem werden die dualen Systeme, die die Sammlung und Entsorgung organisieren, verpflichtet, bei der Festsetzung der Lizenzentgelte die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Einsatz von Recyclingmaterial zu berücksichtigen.

Das alles sind Schritte in die richtige Richtung. Die Frage bleibt trotzdem, ob sie reichen, um die Umwelt- und Klimabelastung durch Verpackungen deutlich und schnell genug zu verringern.

Bisher scheiterten viele gute Ansätze an den Verbrauchern, die Einwegflaschen, doppelt eingepackte Zahnpastatuben, Coffee-to-go-Becher und Essen in Take-away-Plastikbehältern irgendwie gut finden, denn sonst würden sie ja wohl kaum so gerne danach greifen. Noch fehlen die Anreize oder Vorgaben für die Hersteller, Lösungen zu entwickeln, die immer noch bequem genug für die Konsumenten und erträglich für die Umwelt sind.

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