Die Energiewende kommt an den Aktienmärkten an: Im vergangenen Jahrzehnt haben Aktienangebote der Öl-, Gas- und Kohlekonzerne insgesamt 123 Milliarden US-Dollar an Wert verloren, während der kollektive Wert erneuerbarer Anlagen um 77 Milliarden Dollar anstieg.
Das geht aus einer Studie der Londoner Denkfabrik Carbon Tracker hervor, die dafür mehr als 2.000 Wertpapier-Transaktionen von 450 Investment-Banken ausgewertet hat.
In den Investitionsentscheidungen zeigte sich das noch nicht: Anleger:innen ließen der Studie nach von 2011 bis 2020 nicht weniger als 640 Milliarden US-Dollar in neu ausgegebene Wertpapiere der fossilen Wirtschaft fließen, bei den Erneuerbaren waren es nur 56 Milliarden US-Dollar.
Dabei brachten die Beteiligungen an der fossilen Industrie laut Carbon Tracker nur etwa die Hälfte der Gewinne, die die Aktienindizes verzeichneten. Bei erneuerbaren Energien hingegen lagen die Erträge sogar um mehr als 50 Prozent über dem Schnitt.
Studienautor Henrik Jeppesen ist optimistisch, dass die ökologische Finanzwende an der Börse in Gang gekommen ist. "Die Investor:innen sind aufgewacht und haben erkannt, dass fossile Unternehmen nicht mehr die Wachstumsgeschichten erzählen wie früher", meint der Wirtschaftswissenschaftler. "Das Klimarisiko ist nun sehr real und kann nicht mehr ignoriert werden."
Die gute Nachricht
Alles geht den Bach hinunter? Den Eindruck kann man beim (Klima-)Nachrichtenlesen leicht bekommen, und oft stimmt er. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Die sammeln wir hier.
Im Falle der Ölwirtschaft scheinen die Konzerne ihre Lage vor den Anleger:innen zu tarnen, indem sie im Grunde zu hohe Dividenden auszahlen. Eine Studie des US-Thinktanks IEEFA hatte kürzlich gezeigt, dass die Ölriesen mittlerweile praktisch aus sich selbst desinvestieren. Der "Free Cash Flow" – der Gewinn plus Abschreibungen minus Investitionen – ist kleiner als die Ausschüttungen an die Aktionär:innen.