Banken geben immer weniger Geld für die Kohlegewinnung und den Bau von Kohlekraftwerken. Das zeigt die Analyse "Banking on Climate Change 2020", die mehrere teils große Umweltorganisationen jetzt vorgelegt haben.
Dazu gehören Sierra Club, Rainforest Action Network, Indigenous Environmental Network, Oil Change International, Banktrack und Reclaim Finance. Auch die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald unterstützt die Veröffentlichung.
Ein Grund zur Erleichterung ist der Investitionsrückgang jedoch nicht. Trotz der langsam zurückgehenden Kohle-Finanzierung nehmen die Kredite und die Nachfrage nach Anleihen und Aktien fossiler Energie-Unternehmen weltweit zu.
Gaben die 35 analysierten Großbanken im Jahr 2016 – unmittelbar nach Abschluss des Pariser Klimaabkommens – der Fossilwirtschaft noch 640 Milliarden US-Dollar, waren es im vergangenen Jahr schon 736 Milliarden.
Der Grund für den Anstieg: Die Banken finanzieren immer stärker die Öl- und die Gasindustrie. Demnach pumpte die Finanzwirtschaft stetig mehr Geld in die Neuerschließung sogenannter unkonventioneller Lagerstätten, wie Teersande, Gas- und Ölfelder im Meer und in der Arktis, sowie in den Ausbau der Infrastruktur für Flüssigerdgas (LNG).
Insgesamt 2.700 Milliarden US-Dollar haben die 35 Banken den Kohle-, Öl- und Gas-Unternehmen in den vier Jahren nach dem Paris-Abkommen zur Verfügung gestellt – trotz aller Warnungen der Klimawissenschaft.
"Die Banken scheitern kläglich darin, auf die Dringlichkeit der Klimakrise zu reagieren", sagt Alison Kirsch von der US-Umweltorganisation Rainforest Action Network. Es sei empörend, dass die Geldinstitute immer noch Unternehmen mit stark steigenden CO2-Emissionen finanziell unterstützten.
Deutsche Bank rechnet sich klimafreundlich
Vor allem die großen Banken in den USA wollen noch ordentlich an der fossilen Ausbeute verdienen und stecken jede Menge Geld in die Förderung von Kohle, Erdöl und Erdgas: JP Morgan Chase, Wells Fargo, Citi und die Bank of America sind zusammen laut der Analyse für rund 30 Prozent aller berücksichtigten Finanzmittel verantwortlich.
Aber auch die Deutsche Bank kann ihre Finger nicht von den fossilen Geschäften lassen. "Unser Engagement in den Industrien Öl und Gas, Versorger (Elektrizitäts- und Gasversorger) und Kohlebergbau ist begrenzt", heißt es zwar im Nachhaltigkeitsbericht der Bank von 2018. Die Forderungen aus Krediten mit der Öl- und Gasindustrie belaufen sich demnach auf zwei Prozent der Gesamtsumme aller vergebenen Kredite.
Was für die Deutsche Bank nur wenige Prozent ausmacht, hat es dennoch in sich. In der jetzt vorgelegten Analyse landet die Bank aufgrund der Höhe ihrer Investitionen der vergangenen vier Jahre unter den 20 größten Geldgebern für fossile Konzerne.
Immerhin haben die Kredite und Investitionen in Aktien und Anleihen zuletzt abgenommen: Zwischen 2016 und 2019 hat die Deutsche Bank die Bereitstellung von Geldern für die Gewinnung und Verbrennung fossiler Ressourcen auf knapp zwölf Milliarden Dollar beinahe halbiert.
"Es ist erfreulich, dass die Deutsche Bank ihre Geschäfte mit der fossilen Energiewirtschaft verringert hat. Sie bleibt aber die fünftgrößte fossile Bank in Europa", sagt Katrin Ganswindt von Urgewald. Zwar schließe die Bank im Kohlebereich die Finanzierung konkreter fossiler Projekte aus – nicht aber die Finanzierung der verantwortlichen Unternehmen.
So gehöre auch die indische Adani-Gruppe, die zurzeit die umstrittene Megamine Carmichael in Australien aufschließt, zu den Kunden der Deutschen Bank. Insgesamt gehört die Bank damit im Kohlebergbau zu den zehn größten Geldgebern.
Bei der Öl- und Gasförderung in der Arktis mischt die Deutsche Bank ebenfalls mit. Laut Bericht ist sie hier unter den Top-drei-Geldgebern für das fossile Geschäft in dem besonders fragilen Ökosystem. 1,4 Milliarden Dollar hat die Bank zwischen 2016 und 2019 für entsprechende Investitionen bereitgestellt.
Commerzbank ohne Ausstiegsplan
Zu den großen Kohle-Finanzierern zählt die Analyse auch die Commerzbank. Zwar vergibt sie weitaus weniger Gelder an fossile Unternehmen als die Deutsche Bank, allerdings hat die Commerzbank diese Finanzierung von 2016 bis 2019 mehr als verdreifacht. 3,8 Milliarden US-Dollar steckte die Bank im vergangenen Jahr in die Ausbeutung fossiler Brennstoffe.
Eigentlich müssten die Banken ihre Gelder zügig aus dem Sektor abziehen. "Wollen wir das 1,5-Grad-Ziel von Paris noch erreichen, müssen wir in Europa bis 2030 aus der Kohle aussteigen", sagt Urgewald-Campaignerin Ganswindt.
Zwar hat die Commerzbank, zu deren Kunden auch die Kohlekonzerne RWE und Uniper gehören, sich 2016 eine Kohle-Richtlinie gegeben. Danach sind Geschäftsverbindungen zu Stromproduzenten mit mehr als 30 Prozent Kohlestrom im Strommix ausgeschlossen. Bestandskunden hat die Commerzbank eine Übergangsfrist bis zum kommenden Jahr eingeräumt. Doch weitere Kriterien gibt es nicht.
"Ein Fahrplan, wie sie den Kohleanteil bis 2030 gegen null sinken lässt, fehlt der Commerzbank bisher", sagt Ganswindt. Die Commerzbank und die Deutsche Bank hätten die schwächsten Kohlerichtlinien aller europäischen Großbanken.