Londons Skyline, von unten gesehen
Wolkenkratzer in London: Großbritannien will seine Klimaschutz-Anstrengungen hochschrauben. (Foto: Unsplash/​Pixabay)

"Das Versprechen von Paris erfüllen" war kürzlich eine Regierungsveranstaltung zur Klimapolitik übertitelt, bei der Kanzlerin Angela Merkel als Hauptrednerin auftrat. Wie so oft versprach sie vage mehr Klimaschutz und bekannte sich zum Ziel der Klimaneutralität ab 2050, ohne jedoch konkret zu werden. Geschehen ist seitdem nichts.

Ganz anders die scheidende britische Premierministerin Theresa May. Sie hat nun den Weg dafür geebnet, dass Großbritannien seine klimapolitischen Ambitionen nicht nur mit schönen Wortgirlanden beschwört, sondern tatsächlich hochschraubt.

Bis 2050 soll Großbritannien demnach klimaneutral werden, also keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Damit wäre das Land der erste G7-Staat mit einem derart ambitionierten Ziel. Dieses soll gesetzlich verankert werden.

Dafür wird das britische Klimaschutzgesetz, der Climate Change Act 2008, verschärft. Sobald beide Kammern des Parlaments zugestimmt haben, tritt das Gesetz in Kraft. Dies gilt als wahrscheinlich. Schließlich hat das Unterhaus Anfang Mai den Klimanotstand ausgerufen – als erstes Parlament weltweit.

Bislang hat Großbritannien lediglich eine Emissionsreduktion um 80 Prozent bis zur Jahrhundertmitte vorgesehen. Deutschlands Ziel liegt bei 80 bis 95 Prozent Minderung.

"Wenn wir unseren Beitrag zur Erderwärmung bis 2050 beenden, werden wir unserer Verantwortung für die nächste Generation gerecht", sagte May. Großbritannien habe die Welt in die Industrialisierung geführt. "Nun müssen wir wieder vorangehen und die Welt zu einer saubereren, grüneren Form des Wachstums führen."

Möglich werden soll die Netto-Null auch unter Verwendung sogenannter Offsets, also durch den Zukauf von CO2-Zertifikaten, mit denen die dann noch verursachten Emissionen aufgerechnet werden.

Finnland, das sich in der vergangenen Woche das Ziel gesetzt hat, bis 2035 klimaneutral zu werden, will auf diese Offsets verzichten. Norwegen, das sogar bis 2030 seinen Treibhausgasausstoß beenden will, hat deren Verwendung hingegen vorgesehen.

"Das Vereinigte Königreich zeigt, dass die Einführung eines Netto-Null-Emissionsziels wünschenswert und machbar ist", sagte Brick Medak, Klimaexperte des Thinktanks E3G. "Es gibt keine Entschuldigung für andere große Volkswirtschaften – einschließlich Deutschland – diesem Vorbild nicht zu folgen."

Anzeige