Silberfarbene Gasleitung mit Ventilhahn und rotem Handrad, die in den Hintergrund führt, am unteren Bildrand mehrere parallel laufende gelbe Leitungen.
Erdgas-Infrastruktur setzt viel Methan aus Lecks frei. Das will die EU nun unterbinden. (Bild: Michał Bednarek/​Shutterstock)

Das Europaparlament soll die geplante EU-Regulierung des Methanausstoßes auf Importeure fossiler Brennstoffe ausweiten. Dafür haben sich am vergangenen Mittwoch die Abgeordneten im Umwelt- und im Industrieausschuss des EU-Parlaments ausgesprochen. Das wäre ein wichtiger Hebel, um den Methanausstoß der EU zu senken.

Die Methanverordnung soll Betreiber von fossilen Energie-Infrastrukturen verpflichten, ab 2026 Methanemissionen zu messen und Methanlecks in Leitungen und anderen Komponenten zu schließen. Auch routinemäßiges Ablassen und Abfackeln von Gas soll künftig verboten sein.

Die EU-Kommission macht den Importeuren von Gas, Öl und Kohle in ihrem Vorschlag zur Methanverordnung jedoch keine Vorgaben, um die Methanemissionen zu reduzieren. Die Importeure sollen lediglich Informationen veröffentlichen, wie ihre Lieferanten Emissionen messen und melden.

Erst wenn Daten zu Methanemissionen aus der Vorkette vorliegen, will die Kommission prüfen, ob sie den Importeuren nicht doch strengere Anforderungen auferlegt.

Der EU-Parlamentarierin Jutta Paulus von den Grünen geht das nicht weit genug. "Die Ausweitung der Methanverordnung auf Energieimporte ist für uns Abgeordnete unerlässlich, denn ein Großteil des Methans entweicht außerhalb der EU-Mitgliedsstaaten", sagt Paulus.

Äußerst wirksamer Hebel für Klimaschutz

Ohne die Ausweitung auf Importe sei die Methanverordnung wirkungslos. Dabei ließe sich dies vergleichsweise kostengünstig umsetzen, so die Abgeordnete. Drei Prozent des Jahresgewinns der Öl- und Gasindustrie würden für das Stopfen der Leckagen anfallen und 80 Prozent der Methanemissionen vermeiden.

Die EU importiert 90 Prozent ihres Erdgases und 97 Prozent ihres Erdöls. Würden die geplanten Vorgaben auch auf die Importeure fossiler Brennstoffe ausgedehnt, könnte das den Ausstoß von jährlich 400 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent vermeiden, was umgerechnet zwei Dritteln der Gesamtemissionen Deutschlands entspricht.

Das Begrenzen von Methanemissionen ist ein äußerst wirksamer Hebel für Klimaschutz. Methan ist nach Kohlendioxid das zweitwichtigste Treibhausgas, das die Klimakrise befeuert. In der Atmosphäre wird es zwar nach rund zwölf Jahren zu Kohlendioxid abgebaut, aber es wirkt viel stärker als dieses: In einem Zeitraum von 20 Jahren ist Methan 80-mal so klimaschädlich wie CO2

Auch der Weltklimarat empfiehlt in seinem jüngsten Sachstandsbericht zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad eine deutliche Reduzierung der Methanemissionen.

Das EU-Parlament soll Anfang Mai über die Verordnung abstimmen. Jutta Paulus ist zuversichtlich, dass die Empfehlungen der Ausschüsse eine breite Mehrheit unter den Parlamentarier:innen finden. "Wir haben herausfordernde Gespräche hinter uns, aber die tatsächliche Herausforderung steht uns noch bevor", sagt Paulus und spielt auf die bevorstehenden Trilog-Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten im EU-Ministerrat an.

Bei der Erdgaslobby abgeschrieben

Der Ministerrat hatte schon im vergangenen Dezember seine Position zur Methanverordnung festgelegt. Die EU-Staaten hatten dabei die Vorgaben der EU-Kommission so weit abgeschwächt, dass sich selbst die Kommission beschwerte. Die Änderungswünsche einiger Mitgliedsstaaten entsprachen fast wörtlich den Forderungen fossiler Energiekonzerne. Zuvor hatte die Erdgas-Industrie vor zu strengen Vorgaben gewarnt und seltenere Messzyklen gefordert.

Auch beim Kohleabbau hatten die EU-Länder höhere Schwellenwerte und längere Übergangsfristen durchgesetzt. Im Energiesektor der EU sind Kohlegruben der größte Verursacher von Methanemissionen, wobei zwei Drittel aus polnischen Bergwerken stammen. Dabei könnten die Methanemissionen, die bei der Förderung unter Tage entstehen, relativ kostengünstig vermieden werden, wie der Umwelt-Thinktank Ember in einer Analyse ermittelt hat.

Mit der Methanverordnung erfüllt die EU ein Versprechen, für das sie auf internationalem Klimaparkett geworben hatte: die Methanemissionen in diesem Jahrzehnt um 30 Prozent zu senken. Die Verordnung könnte zum weitreichendsten Klimagesetz im EU-Green-Deal werden – doch dafür müssten die Vorgaben zur Methanreduktion auf alle Importe aus Drittstaaten ausgedehnt werden.

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