Stämme gefällter Bäume liegen geschnitten und gestapelt im Wald zum Abtransport bereit.
Holz zu verbrennen bleibt in der EU "erneuerbar" und damit lukrativ. (Foto: Jirka Jiricek/​Pixabay)

Die EU will mehr erneuerbare Energien: Bis zum Ende des Jahrzehnts soll der Anteil der Erneuerbaren im Energiemix auf mindestens 42,5 Prozent steigen. Darauf haben sich das EU-Parlament und die Mitgliedsländer am Donnerstag geeinigt. Bislang liegt das EU-Ziel für 2030 bei 32 Prozent.

"Hier erzeugte erneuerbare Energien gehören zu den billigsten Energiequellen auf dem Markt – mehr erneuerbare Energien bedeuten also auch preiswertere und sauberere Energiequellen für unsere Bürger und Unternehmen", lobte EU-Klimakommissar Frans Timmermans den Beschluss.

Die Europäische Kommission und das EU-Parlament hatten sich für einen Mindestanteil von 45 Prozent Erneuerbaren im Gesamtverbrauch ausgesprochen. Doch die Mitgliedsstaaten waren dagegen. Jetzt heißt es in der reformierten Erneuerbare-Energien-Richtlinie "RED III", die Mitgliedsstaaten sollten sich "bemühen", das 45-Prozent-Ziel zu erreichen.

Die 27 EU-Staaten sollen dabei ihren Beitrag zum EU-Ziel selbst festlegen. Mehreren Sektoren, in denen die Energiewende bisher nur langsam vorankommt, wurden zusätzliche Vorgaben gemacht.

Bis 2030 soll der Verkehrssektor seine CO2-Emissionen um 14,5 Prozent senken oder den Erneuerbaren-Anteil auf 29 Prozent steigern. In der Industrie soll der Anteil von erneuerbarem Wasserstoff bis Ende des Jahrzehnts auf 42 Prozent steigen. Im Gebäudesektor soll bis 2030 der Energieverbrauch zu 49 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, allerdings ist dieses Ziel nicht verbindlich.

Dem EU-Abgeordneten Michael Bloss von den Grünen ist das neue Erneuerbaren-Ziel nicht anspruchsvoll genug. "Um die Energiekrise erfolgreich zu bekämpfen, brauchen wir mehr Wind- und Sonnenkraft", sagte Bloss. Er forderte einen europäischen Erneuerbaren-Booster. Die EU müsse in Zukunft auch Wind- und Solaranlagen bauen können.

Auch Umweltverbänden wie dem Deutschen Naturschutzring oder dem WWF ist das Ziel zu schwach. Eine Untersuchung der Denkfabrik Ember habe gezeigt, dass die EU unter derzeitigen Bedingungen bis 2030 einen Anteil von 45 Prozent erneuerbaren Energien erreichen könne – mit mehr Unterstützung wären sogar 50 Prozent möglich. Das jetzt beschlossene Ziel sei "veraltet".

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) sieht zumindest eine deutliche Verbesserung für die Windkraft. "Die Richtlinie führt dazu, dass Genehmigungsverfahren spürbar beschleunigt und vereinfacht werden", sagte BEE-Chefin Simone Peter. So würden etwa Regelungen aus der EU-Notfallverordnung verstetigt und Beschleunigungsgebiete mit verkürzten Genehmigungsfristen von maximal zwölf Monaten eingeführt. Das habe das Potenzial, den Windenergie-Ausbau endlich zu entfesseln.

Holzverbrennung bleibt "erneuerbar"

Allerdings gilt auch das Verbrennen von Holz weiter als erneuerbar. Die EU-Staaten können Strom und Wärme aus verbranntem Primärholz auch künftig auf ihre Erneuerbaren-Ziele anrechnen, wenn bei der Biomasse-Nutzung bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllt sind. Dabei sollen Heiz- und Kraftwerke ab 7,5 Megawatt Leistung kein sägetaugliches Holz oder Holz aus besonders artenreichen Wäldern verbrennen dürfen.

Fachleute sprechen sich schon länger dagegen aus, die Verbrennung von Holz zur Energiegewinnung noch als erneuerbar anzuerkennen. Im großen Stil ist die Holzverbrennung selbst dann nicht CO2-neutral, wenn abgeholzter Wald wiederaufgeforstet wird. Die Energie, die für Rodung, Transport und Aufforstung notwendig ist, führt zu einem zusätzlichen Ausstoß von CO2.

Das EU-Parlament hatte sich deshalb in seinem Beschluss zur Richtlinie für eine Obergrenze für das Verbrennen von "Primärbiomasse" ausgesprochen. Lediglich das Verbrennen von Sägenebenprodukten wie Spänen und Astwerk sollte noch als erneuerbar gelten. Doch im Zuge der Trilog-Verhandlungen haben die Mitgliedsstaaten durchgesetzt, dass die Holzverbrennung im großen Stil weitergehen kann.

Der grüne EU-Abgeordnete Martin Häusling bezeichnete den Beschluss als ernüchternd. "Im Bereich der Holzenergie ist das Trilog-Ergebnis nur eine leichte Verbesserung zum Status quo", sagte er. Europas Wälder, die insgesamt in einem schlechten Zustand seien, würden nun weiterhin stark zur Holzernte beansprucht. "Wir steuern auf eine Übernutzung der Wälder hin, die wir zum Klimaschutz dringend brauchen", warnte Häusling.

Biomasse macht den größten Anteil an den erneuerbaren Energien in der EU aus, nämlich fast zwei Drittel. Der Großteil davon ist Holz. Die Energiewende in Europa wird deshalb nicht zuletzt durch das Verfeuern von Holz, Abfällen und Biokraftstoffen angetrieben.

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