Kaum ein europäischer Energiekonzern setzt so offensiv auf die Verbrennung von Holz wie der tschechische Energieriese EPH. Während der Umbau der Energiewirtschaft voranschreitet und Kohleblöcke nach und nach vom Netz gehen, baut der Konzern parallel ein neues Geschäft auf: Industriekraftwerke und Pelletfabriken, die Wälder – teils in Übersee – in Brennstoff verwandeln. In sieben europäischen Ländern betreibt EPH bereits entsprechende Anlagen.

Auch in Deutschland treibt EPH seine Holzstrategie massiv voran. Über seine Tochterfirma Leag ist der Konzern nicht nur größter Pellethersteller Deutschlands geworden. Er produziert auch Strom und Wärme aus Holz – teils mit staatlicher Förderung.

 

"EPH gehört wegen seiner hohen CO2-Emissionen zu den schmutzigsten Energiekonzernen Europas", kritisiert Michaela Kruse, Bioenergie-Expertin beim Naturschutzbund Nabu. "Statt weiter in Holzverbrennung zu investieren, die nur auf dem Papier klimaneutral ist, sollte der Konzern endlich auf wirklich erneuerbare Energien setzen."

Die neu gegründete Leag-Biomassesparte hat seit Ende 2024 sechs Werke des schwedischen Pelletkonzerns Scandbio übernommen – fünf in Schweden, eines in Lettland. In Deutschland betreibt die Leag vier Werke, das größte davon in Wismar. Dort entstehen jährlich rund 256.000 Tonnen Pellets.

Ganze Baumstämme statt Sägereste

Insgesamt produziert das Unternehmen knapp eine halbe Million Tonnen im Jahr. "Das entspricht etwa der gesamten Jahresernte der brandenburgischen Landesforsten", sagt Kruse.

Umweltschützer:innen warnen: In den Werken landen nicht nur Sägereste, sondern auch hochwertiges Rundholz – teils aus Kahlschlägen oder sogar aus europäischen Natura-2000-Schutzgebieten.

Zusammengelegte Hände mit einem Häufchen Pellets, die gerade einem Blechkasten entnommen wurden.
Auch wenn immer noch etwas anderes behauptet wird: Holzpellets sind kein Klimaschutz. (Bild: Luca Bertolli/​Minerva Studio/​Shutterstock)

Zwar kann die Leag ein SBP-Zertifikat vorlegen, das die Nachhaltigkeit ihrer Produktion beweisen soll. Doch SBP erlaube auch die Nutzung solcher problematischer Hölzer, kritisieren die Umweltorganisationen Nabu, Biofuelwatch und Robin Wood in einem gemeinsamen Informationspapier.

Eigentlich verlangt die neue EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III, die noch nicht in deutsches Recht umgesetzt ist, Stammholz zuerst stofflich zu nutzen und nicht sofort zu verbrennen.

In Wismar betreibt die Leag zudem ein Holzheizkraftwerk, das neben Wärme für die Pelletproduktion auch Strom liefert, der nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert wird. "Rund 20 Megawatt Grundlast laufen dort, obwohl an der Küste ohnehin oft genug erneuerbarer Strom verfügbar ist", sagt Kruse. Das sei eine Ressourcenverschwendung und kein Klimaschutz.

Bisher werden die Leag-Pellets vor allem im Wärmebereich eingesetzt – etwa in Privathaushalten oder Nahwärmenetzen. Aber auch die Industrie könnte in Zukunft auf der Suche nach "grüner" Prozesswärme die Biomasseverbrennung wählen.

"Kohle-Ausstieg darf kein Einstieg ins nächste Klimaproblem sein"

"Wenn die Industrie künftig im großen Maßstab auf Pellets setzt, muss die Produktion deutlich ausgeweitet werden", gibt Almuth Ernsting von Biofuelwatch zu bedenken. Das könnte den Holzhunger noch weiter steigern.

Auch andere EPH-Töchter forcieren den Trend. Im Revier um Leipzig plant die Mibrag, das Industriekraftwerk Wählitz künftig vollständig mit Hackschnitzeln zu betreiben. Wie viel Holz dort bislang jährlich verbrannt wird, ist nicht bekannt. 

Der Umstieg auf Biomasse-Verbrennung ist Teil einer umfassenden Strategie des Konzerns. Vergangenes Jahr setzte EPH über 3,7 Millionen Tonnen CO2 aus der Verbrennung von Biomasse frei. Im britischen Kraftwerk Lynemouth etwa verbrennt EPH jährlich 600.000 Tonnen Pellets aus den US-Südstaaten und aus Kanada – darunter Holz aus sensiblen Laubwald-Regionen.

 

In Südfrankreich nutzt ein weiteres EPH-Kraftwerk Pellets aus Brasilien, Spanien und Frankreich. Besonders problematisch: Das brasilianische Holz stammt aus Eukalyptusplantagen, die lokale Nichtregierungsorganisationen als "grüne Wüsten" kritisieren. Neben den Umweltschäden prangern sie auch Landraub an.

"Der Ausstieg aus der Kohle darf kein Einstieg ins nächste Klimaproblem sein", warnt Nabu-Expertin Kruse. EPH dagegen expandiert weiter – und könnte mit der wachsenden Nachfrage nach angeblich klimaneutraler Holzenergie neue Märkte erschließen.

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