Das Meer in Nahaufnahme
Wie viel zusätzliche Hitze ist in den Ozeanen? (Foto: Public Co/​Pixabay)

Dass die Weltmeere einen Großteil der Wärme aus der Atmosphäre aufnehmen und sich dadurch aufheizen, ist bekannt. Doch wie schnell die Ozeanerwärmung voranschreitet, ist schwierig zu messen und deshalb mit Unsicherheiten behaftet.

Eine neue Studie hat sich nun mit der steigenden Ozeantemperatur beschäftigt. Unter dem Titel "How fast are the oceans warming?" – Wie schnell erwärmen sich die Ozeane? – kommt das Papier von Wissenschaftlern aus China und den USA zu dem Schluss, dass die Erwärmung der Weltmeere bislang unterschätzt wurde.

Demnach heizen sich die Ozeane im Durchschnitt um 40 Prozent schneller auf als im jüngsten, rund fünf Jahre alten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC angenommen. Die Studie ist gerade im Fachmagazin Science erschienen.

Die Folgen einer schnelleren Ozeanerwärmung sind gravierend. Laut Studie ist mit einem zusätzlichen Meeresspiegelanstieg um weitere 30 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts zu rechnen, da das Meerwasser sich durch die Erwärmung ausdehnt ("thermische Expansion").

Zudem tragen schneller steigende Meerestemperaturen dazu bei, dass mehr Stürme, Starkniederschläge und weitere extreme Wetterereignisse entstehen, dass die Zerstörung der Korallenriffe voranschreitet und der Sauerstoffgehalt im Ozean weiter sinkt. Auch der Rückgang der Eisschilde an den Polen sowie das Schmelzen der Gletscher wird so verstärkt.

Für ihre Studie haben die Forscher vier Untersuchungen analysiert, die seit der Veröffentlichung des letzten IPCC-Sachstandsberichts zu dem Thema publiziert wurden.

Wissenschaftler bringen eine Messboje - eine sogenannte Argo-Float - ins Meer aus
Wissenschaftler bringen eine Argo-Float-Messboje ins Meer aus. Knapp 4.000 davon gibt es mittlerweile. (Foto: Alicia Navidad/​CSIRO)

Diese jüngeren Untersuchungen können sich auf genauere Messungen stützen, da seit den frühen 2000er Jahren fast 4.000 Messbojen, sogenannte Argo-Floats, in den Weltmeeren ausgesetzt wurden. Die Bojen driften in programmierbaren Tiefen bis zu 2.000 Metern im Ozean und messen Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoffgehalt und pH-Wert.

"Etwa alle zehn Tage steigen sie selbstständig an die Oberfläche auf und übermitteln den Ort und ihre Messdaten an Satelliten", erläutert Hartmut Graßl, der die Vorbereitungen für die Messkampagne als Direktor des Weltklimaforschungsprogramms begleitet hat.

Die Analyse der vorliegenden vier Untersuchungen ergibt, dass die Ozeanerwärmung deutlich unterschätzt wurde. Dabei sind die Forscher mit ihrer eigenen Schätzung durchaus vorsichtig. Eine der analysierten Studien, der zufolge die Weltmeere jedes Jahr sogar 60 Prozent mehr Wärme absorbieren als der Weltklimarat bislang annahm (Klimareporter° berichtete), ließen die Wissenschaftler bei ihrer Berechnung außen vor, da diese einiges an Unsicherheiten enthalte.

Auch insgesamt sehen die Forscher nach wie vor Unsicherheiten, da Daten für Wassertiefen unterhalb von 2.000 Metern ebenso fehlen wie für Küstenregionen, wo keine Messbojen vorhanden sind. Weitere Untersuchungen seien nötig, heißt es in dem Papier.

Redaktioneller Hinweis: Hartmut Graßl ist Kuratoriumsmitglied von Klimareporter°.

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