Einige Bäume inmitten von Wasser
Das Meer steigt. Besonders betroffen ist Bangladesch mit einer riesigen Küstenregion. (Foto: Arifur Rahman Tushar/​Pixabay)

Mitte September wird der Weltklimarat IPCC einen weiteren Sonderbericht vorlegen, diesmal zu den Folgen des Klimawandels für die Ozeane. Ein wichtiges Thema wird dabei die Frage sein, wie stark der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich ansteigen und damit das Leben von Millionen in den Küstenregionen lebenden Menschen gefährden wird.

Nun ist ein Entwurf des Berichts von der japanischen Tageszeitung The Mainichi geleakt worden. Demnach könnte die fortschreitende Erderhitzung zu einem Anstieg des Meeresspiegels um gut 1,3 Meter bis 2100 führen.

Diese Prognose geht weit über das hinaus, was der Weltklimarat bislang angenommen hat. In seinem Fünften Sachstandsbericht von 2014 hatte der IPCC einen Anstieg von maximal 98 Zentimetern bis zum Ende des Jahrhunderts vorhergesagt – allerdings als Worst-Case-Szenario.

Damals waren die Wissenschaftler noch von der Stabilität des antarktischen Eises ausgegangen. Neuere Studien, die nun auch in den Sonderbericht einfließen, zeigen jedoch ein anderes Bild. Demnach hat sich der Eisverlust in der Antarktis in den vergangenen 40 Jahren versechsfacht. Auch die Ostantarktis, die bislang als relativ stabil galt, ist betroffen.

Ebenso beschleunigt sich die Eisschmelze in Grönland. Die jüngsten Schmelzraten sind höher als in den vergangenen 300 Jahren und damit auf Rekordhöhe.

Eine Studie der University of Melbourne kam Ende 2017 zu dem Ergebnis, dass der Meeresspiegel bis 2100 um 1,32 Meter steigen könnte – falls es nicht gelingt, bis 2050 weltweit aus der Kohlenutzung auszusteigen.

Eine ganz ähnliche Zahl – nämlich 1,33 Meter Anstieg verglichen mit dem Durchschnitt des Zeitraums von 1986 bis 2005 – dürfte laut dem geleakten Entwurf auch in dem IPCC-Sonderbericht auftauchen. Das wäre ein "signifikant höherer" Wert als in früheren Berichten, zitiert die Zeitung aus dem Entwurf.

Mehr Hitzewellen in den Ozeanen

Zudem werden laut Berichtsentwurf Hitzewellen in den Ozeanen häufiger auftreten und die maritimen Ökosysteme "an die Grenzen ihrer Widerstandsfähigkeit" bringen. Eine Nature-Studie aus dem vergangenen Jahr hatte beispielsweise ergeben, dass Hitzeereignisse im Meer heute schon doppelt so wahrscheinlich sind wie vor 35 Jahren.

Höhere Temperaturen in den Ozeanen und an der Meeresoberfläche können zudem dazu beitragen, dass es mehr regnet, mehr stürmt und die Wellen höher werden. Kürzlich erst hatte ein australischer Regierungsbericht gezeigt, dass die Wellenenergie proportional zur Oberflächentemperatur zunimmt. Die Folge ist eine zunehmende Küstenerosion.

Laut IPCC-Entwurf nimmt die Versauerung der Meere durch die steigende Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre weiter zu. Auch die sogenannten Todeszonen weiten sich aus, also Regionen, in denen der Sauerstoffgehalt des Wassers so niedrig ist, dass dort kein Leben mehr möglich ist.

Der endgültige Entwurf des Sonderberichts wird für Anfang Juni erwartet.

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