Entwaldung in Amazonien, aufgenommen vom Satelliten. Die in den Wald getriebenen Schneisen ergeben ein charakteristisches Fischgrätenmuster
Amazonas-Regenwald vom Satelliten gesehen: Dem Straßenbau folgt die Abholzung. Ein fragmentierter Wald bindet viel weniger CO2, als die Hektarangaben zur Waldfläche erwarten lassen. (Foto: NASA/​Wikimedia Commons)

Man nennt sie die "grüne Lunge der Erde". Die tropischen Regenwälder beherbergen Riesenbäume, Lianen, Farne, Moose und Orchideen, Pfeilgiftfrösche, Faultiere, Nasenbären, Paradiesvögel – sowie Millionen Insektenarten. Und sie sind ein gigantischer Kohlenstoffspeicher.

Noch. Denn die Vernichtung der Tropenwälder schreitet weiter voran. Es wird geschätzt, dass bereits bis zu einem Fünftel der ursprünglichen Flächen in den drei großen Regenwaldregionen der Erde – dem Amazonasbecken in Südamerika, dem Kongobecken in Afrika sowie in Südostasien – abgeholzt und abgebrannt wurde.

Das Grundproblem ist bekannt: Der Regenwald wird vernichtet für Holzgewinnung, Umwandlung in Ölpalm- oder Sojaplantagen, Rinderweiden oder zur Ausbeutung von Bodenschätzen wie Eisenerz, Gold, Erdöl oder Erdgas – und den Bau von Straßen und Pisten, um das alles möglich zu machen.

Nun aber haben Wissenschaftler:innen die Struktur der Zerstörung genauer analysiert. Und das zeigt: Die daraus resultierende Zerstückelung der Wälder nimmt stärker zu als erwartet. Und das verstärkt die negativen Folgen für Klima und Artschutz noch.

Das Team des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig konnte durch die Auswertung hoch aufgelöster Satellitendaten jedes noch so kleine tropische Waldstück vermessen.

Ergebnis: Die Fragmentierung wurde bisher stark unterschätzt. Inzwischen ist fast ein Drittel der Waldfläche nicht mehr intakt, sondern besteht aus vielen einzelnen, kaum verbundenen Flächen.

CO2-Emissionen von Waldrändern nehmen zu

"Dies erschwert das langfristige Überleben von Tierarten wie dem Jaguar, der auf große, zusammenhängende Waldflächen angewiesen ist", sagt Franziska Taubert, Mathematikerin am UFZ und Mitautorin der Studie. Die Zerschneidung hat aber auch merkliche Folgen für den globalen Kohlenstoffkreislauf.

Das Problem ist: An den Waldrändern sterben mehr Bäume ab, und dadurch werden dort große Mengen an CO2 zusätzlich freigesetzt.

Die Randzonen unterliegen im Unterschied zum Waldinnern der direkten Sonneneinstrahlung, sie sind stärker dem Wind ausgesetzt und die Luftfeuchtigkeit geht zurück. Das veränderte Mikroklima schädigt vor allem die großen Bäume, die auf eine gute Wasserversorgung angewiesen sind.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Logische Folge: In Zukunft drohen die zusätzlichen CO2-Emissionen von den Waldrändern noch zuzunehmen, obwohl die Entwaldungsraten gegenüber den Hochzeiten in den 1980er und 1990er Jahren gesunken sind.

Das UFZ-Team schreibt nüchtern: "Nur durch weniger Abholzung kann der Prozess gebremst werden."

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