Vertrocknete, rissige Erde, auf der langsam wieder Gras wächst.
Dürreperioden werden häufiger und intensiver. (Foto: Jody Davis/​Pixabay)

"Dürre und sengende Hitze, Zerstörung von Ökosystemen, stärkere Stürme und massive Überschwemmungen, Artensterben. Dies ist keine Aufzählung von Szenen aus einem apokalyptischen Film", sagte Stephen Cornelius von der Umweltorganisation WWF. Dies sei vielmehr der Inhalt des neuesten Teilberichts des Weltklimarats IPCC, der am heutigen Montag veröffentlicht wurde.

Das Thema des Berichts ist die Anpassung an die Klimaerwärmung. Dazu haben 270 Autoren 34.000 Studien ausgewertet und auf rund 1.000 Seiten zusammengefasst.

Hinzu kommt die 36-seitige "Zusammenfassung für Entscheidungsträger". Diese wurde von Diplomaten der 195 IPCC-Mitgliedsstaaten ausgehandelt. Damit soll gewährleistet werden, dass die Regierungen den Inhalt des Berichts als den aktuellen Kenntnisstand der Klimawissenschaften anerkennen.

Seit Beginn der industriellen Revolution haben Treibhausgasemissionen das Klima bereits um 1,1 Grad aufgeheizt – mit dramatischen Konsequenzen, wie die Flutkatastrophe im Juli letzten Jahres gezeigt hat.

Damals sind allein in Deutschland 184 Menschen ums Leben gekommen. Außerdem entstanden Schäden in Höhe von 33 Milliarden Euro, wie die Münchener Rückversicherung ausgerechnet hat.

Die Wissenschaftler von der Initiative World Weather Attribution (WWA) konnten zeigen, dass diese Katastrophe wegen der bisherigen Klimaerwärmung wahrscheinlicher geworden ist. Mit jedem Zehntelgrad zusätzlicher Erwärmung werden solche Ereignisse noch heftiger und häufiger, und wenn die Erwärmung zeitweise 1,5 Grad überschreiten sollte, drohen "irreversible" Schäden.

Falls die Erwärmung gar zwei Grad erreicht, wird es in manchen Regionen "unmöglich", sich an die neuen Umweltbedingungen anzupassen.

Noch hat die Menschheit aber die Möglichkeit, das Schlimmste zu verhindern: "Maßnahmen, die im nächsten Jahrzehnt umgesetzt werden", bestimmten darüber, ob die Erwärmung beherrschbar bleibt und wie groß die Schäden sein werden. Um diese zu minimieren, müssten das Klima, die Artenvielfalt und die menschliche Gesellschaft zusammen gedacht werden.

"Gesunde Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel und bieten lebenswichtige Ökosystemleistungen wie Lebensmittel und sauberes Wasser", sagte der Co-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe, Hans-Otto Pörtner.

Integrierte Lösungen, die Ungleichheit berücksichtigen

Diese Leistungen sind nicht länger selbstverständlich. So erwarten die Forscher für Europa "substanzielle Verluste in der landwirtschaftlichen Produktion im 21. Jahrhundert". Um diese Systemleistungen auf globaler Ebene langfristig zu sichern, müssten "30 bis 50 Prozent der Land-, Süßwasser- und Meeresflächen der Erde" wirksam geschützt werden. Der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee sagte denn auch: "Halbherzige Maßnahmen sind nicht länger eine Option."

Noch ist die Menschheit sich der Größe der Herausforderung nicht ausreichend bewusst. Viele Maßnahmen zur Anpassung an die Erwärmung "legen den Schwerpunkt auf die unmittelbare und kurzfristige Verringerung des Klimarisikos, was die Möglichkeit einer transformativen Anpassung verringert".

Es brauche vielmehr ganzheitliche Ansätze, die auch die soziale Ungleichheit berücksichtigen. In vielen Ländern sind ärmere Menschen besonders stark von der Erwärmung betroffen und haben keinen finanziellen Spielraum, um sich daran anzupassen.

Auch auf internationaler Ebene muss die Ungleichheit berücksichtigt werden: In Afrika ist wegen der bisherigen Erwärmung die Produktivität der Landwirtschaft seit 1960 um 34 Prozent weniger gestiegen als ohne Erwärmung. Dieser Verlust an Produktivität ist größer als in jeder anderen Region der Welt.

Viele Menschen müssen bereits ihre Heimat verlassen. Allein in den Jahren 2018 und 2019 mussten über sechs Millionen Afrikaner zumindest zeitweise migrieren. Sollte die Erwärmung auf 1,7 Grad zunehmen, werden davon 17 bis 40 Millionen Menschen betroffen sein.

USA wollten Klimaschäden aus dem Text streichen

Eine ausdrückliche Nennung von "Verlusten und Schäden" in der Zusammenfassung für Entscheidungsträger war allerdings bei den Verhandlungen umstritten.

"Wir wissen, dass die USA hinter den Kulissen versucht haben, Hinweise auf 'Verluste und Schäden' aus dem IPCC-Text zu streichen", sagte Teresa Anderson von der Entwicklungsorganisation Action Aid. "Verluste und Schäden" waren auch einer der Hauptstreitpunkte bei den Klimaverhandlungen letztes Jahr in Glasgow.

Die Entwicklungsländer fordern einen separaten Finanzmechanismus für diese Verluste. Genau das wollen die USA schon seit der Amtszeit des früheren Präsidenten Barack Obama verhindern. Sie befürchten, dass durch die Anerkennung von Schäden die USA in Zukunft Schadenersatz leisten müssen.

Aber auch für Anpassungsmaßnahmen, um Schäden zu vermeiden, ist nicht genug Geld da. "Der Bericht macht deutlich, dass die finanzielle und institutionelle Unterstützung für die Anpassung und die Bewältigung von Verlusten und Schäden unzureichend ist", sagt Harjeet Singh vom zivilgesellschaftlichen Klimanetzwerk CAN.

Er fordert: "Die reichen Länder müssen ihre Finanzmittel aufstocken, damit sich die Entwicklungsländer auf die unvermeidlichen Klimaauswirkungen vorbereiten können."

Überblick über den neuen Teilbericht:

Unser Kommentar:

UBA-Chef Dirk Messner im Interview:

Hilfsorganisationen über Klimafolgen: "Ein Albtraum, der im globalen Süden tägliche Realität ist"

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