Es ist eine alte Bauernweisheit: "Mai kühl und nass füllt dem Bauern Scheun' und Fass." In diesem Jahr dürfte sie zutreffen.
Nach drei Hitze- und Trockenjahren, die die Landwirtschaft in große Bedrängnis brachten, weil die Ernte zum Teil auf den Feldern verdorrte, verspricht 2021 für die Bauern ein normales Jahr zu werden.
Doch die Dürreperiode 2018 bis 2020 ist noch nicht komplett überwunden. Die tieferen Bodenschichten sind vielerorts in Deutschland noch immer viel zu trocken – und das wird sich so schnell nicht ändern. Entwarnung für die Wälder kann deswegen nicht gegeben werden.
Der Mai hatte es in sich. Der "Wonnemonat" brachte in diesem Jahr Regen satt – im Bundesschnitt fielen 95 Liter pro Quadratmeter, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach jetzt mitteilte.
Das war spürbar mehr als normal, was rund 70 Liter bedeutet, und sehr viel mehr als im Mai 2020. Damals war der Monat mit 38 Litern extrem trocken gewesen.
Vor allem im Norden, in Teilen des Ostens und dem Süden Deutschlands gab es diesmal starke Niederschläge. Am meisten Regen fiel im Südschwarzwald mit teils über 300 Litern.
Allerdings gab es auch Ausnahmen: In der Uckermark und im Lee des Harzes im nordöstlichen Vorland kamen örtlich nur 30 Liter vom Himmel.
Landwirte können aufatmen
Das meteorologische Frühjahr insgesamt schaffte sein "Soll" von 186 Litern pro Quadratmeter zwar bereits zum achten Mal in Folge nicht, denn März und April waren zu trocken. Die erreichten 175 Liter entsprechen laut DWD nur 93 Prozent des vieljährigen Durchschnitts.
Trotzdem stellt sich die Lage nun, Anfang Juni, deutlich besser dar als in den Vorjahren, als mit einem Defizit in den Sommer gestartet wurde.
"Für die Landwirtschaft ist die Lage recht entspannt", sagte DWD-Sprecher Uwe Kirsche gegenüber Klimareporter°. Die oberen Bodenschichten, aus denen die Feldpflanzen ihr Wasser ziehen, seien gut gesättigt. Teilweise, so am Alpenrand und an der Nordseeküste, seien die Böden jetzt fast schon zu nass.
Die positive Prognose teilt der Klimaexperte Andreas Marx vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). "In der Landwirtschaft ist aktuell kein Dürrepoblem zu erwarten", sagt er. Bis hinunter in 60 Zentimeter Tiefe sei die Feuchtigkeit in den Böden gut.
Das belegt auch der Dürremonitor, den das UFZ betreibt. Die bundesweite Karte für den "Oberboden bis 25 Zentimeter" zeigt anders als in den letzten Jahren nur noch ganz wenige trockene Regionen. Diese Bodenschicht füllt sich nach ausgiebigeren Regenfällen relativ schnell wieder auf.
Trockenheit in der Tiefe bisher nicht ausgeglichen
Anders sieht es weiter unten im Boden aus. Die Karte für den "Gesamtboden" bis in circa 1,80 Meter Tiefe weist trotz des Mai-Regens immer noch große Regionen vor allem in der Mitte und im Osten Deutschlands mit "schwerer", "extremer" und "außergewöhnlicher" Dürre aus. Weitgehend dürrefrei sind vor allem das südliche Bayern und der Nordwesten Deutschlands.
"Betroffen sind in den trockenen Regionen besonders die Bodenschichten ein Meter und tiefer", erläutert Marx. Hoffnung, dass sich dies schnell bessert, hat der Experte nicht.
Der Grund: Im nun heraufziehenden Sommer würden selbst starke Niederschläge wenig nützen, da wegen der hohen Temperaturen ein Großteil davon wieder verdunstet. Normale Verhältnisse in den tiefen Schichten könnte in den betroffenen Regionen erst das nächste Winterhalbjahr bringen.
Auch das Umweltbundesamt (UBA) will deswegen noch keine Entwarnung geben. Im Mai habe es zwar überdurchschnittlich geregnet. "Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sich der Boden und die Ökosysteme schon komplett von den Trockenjahren 2018, 2019 und 2020 insbesondere erholt haben", sagte der UBA-Wasser- und Boden-Experte Jörg Rechenberg.
Für die tieferen Bodenschichten brauche es über einen deutlich längeren Zeitraum Niederschlag, "damit auch dort wieder die Wasserverfügbarkeit hergestellt ist", so Rechenberg.
Noch keine flächendeckende Entspannung für die Wälder
Das wiederum bedeutet in den Trocken-Regionen weiter Stress für die Wälder. Tief wurzelnde Bäume holen einen Großteil ihres Wassers aus Bodenschichten, die immer noch zu trocken sind. Bundesweit wird sich die Krise im Wald deswegen wohl nicht wirklich entspannen, auch wenn eine Zuspitzung wie 2020 ausbleibt.
Hierbei dürfte neben der insgesamt besseren Wasserversorgung mitspielen, dass Schädlinge wie der Borkenkäfer sich diesmal wegen der kühlen Witterung im April und Mai nicht so massenhaft vermehrt haben wie in den letzten Jahren.
2020 starben bundesweit so viele Bäume ab wie noch nie seit Beginn der Erhebungen 1984. Rund 138.000 Hektar Wald gingen verloren – vor allem durch Trockenheit und Schädlinge. Insgesamt müssen nach den drei Trockenjahren 285.000 Hektar Wald neu aufgeforstet werden.
In den Regionen mit guten Wasserverhältnissen auch im tiefen Boden geht es den Wäldern wieder besser. Die Bäume seien für den bevorstehenden Sommer gut gerüstet, berichtete zum Beispiel Förster Christoph Riegert vom Forstbetrieb Arnstein bei Würzburg. An sommerliche Hitze könnten sich die Wälder anpassen, Trockenheit in Winter- und Frühjahrsmonaten indes schade ihnen, sagt er.
Für manche Bäume freilich kommt jede Hilfe zu spät. Riegert zufolge hat die Trockenheit der Jahre 2018 bis 2020 ihrer Vitalität so geschadet, dass auch die Niederschläge des letzten Monats nichts mehr retten konnten.