Rekordtemperaturen durch die globale Erwärmung führen zu immer häufigeren Korallenbleichen. (Foto: Acropora/​Wikimedia Commons)

Höchstwerte bei den Oberflächentemperaturen, Rekorde bei der Treibhausgaskonzentration, anhaltende Trockenheit, geringste Meereis-Ausbreitung in Arktis und Antarktis, Wirbelstürme und eine fortschreitende Korallenbleiche – das sind die beunruhigenden Phänomene des Klimajahres 2017.

Die US-amerikanische Wetter- und Ozeanbehörde NOAA hat am vergangenen Mittwoch ihre 300 Seiten starke Analyse für das vergangene Jahr vorgelegt. Der Bericht mit dem Titel "State of the Climate" zeigt die Entwicklung der sich aufheizenden Erde anhand ausgewählter Parameter und ist voll von Superlativen und Rekordwerten. 2017 reiht sich in eine Abfolge der heißesten Jahre ein: Die vergangenen vier Jahre sind die vier wärmsten seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen im späten 19. Jahrhundert.

"Dass 2017 eines der wärmsten Jahre aller Zeiten war, deckt sich mit unseren Erwartungen", sagt Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gegenüber Klimareporter°. Der fortgesetzte Ausstoß von Treibhausgasen habe die globale Temperatur im langfristigen Mittel schon um etwa ein Grad erwärmt, Tendenz weiter steigend. "Das führt dazu, dass es alle paar Jahre wieder einen neuen Rekord in der Jahresmitteltemperatur gibt – viel häufiger, als es ohne Klimawandel der Fall wäre", so der Klimaforscher.

2017 erreichte die durchschnittliche Land- und Meeresoberflächentemperatur in der Tat ein rekordverdächtiges Niveau. Je nach Datensatz lagen die globalen Oberflächentemperaturen zwischen 0,38 und 0,48 Grad über dem langjährigen Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Nur 2015 und 2016 waren noch heißer – die Rekordwerte von 2016 hatten mit einem besonders ausgeprägten El Niño zu tun.

"Das Klimaphänomen El Niño ist ein natürliches Phänomen und erhöht die Durchschnittstemperatur der Erde", sagt der Klimaforscher Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. "Rekordjahre waren deswegen häufig El‑Niño-Jahre."

2017 war kein El‑Niño-Jahr. Damit war es das heißeste jemals gemessene Jahr ohne Einfluss durch El Niño. Damit zeigt das vergangene Jahr auch, wie sich die meteorologischen Bedingungen verändern: "Insbesondere ist wegen des menschengemachten Klimawandels auch eine Zunahme von saisonalen Hitzeextremen zu erwarten, wie die Hitzewelle, unter der nicht nur Deutschland zurzeit leidet", sagt Klimaforscher Schewe. "Der NOAA-Bericht und auch die aktuelle Wettersituation bestätigen die Erwartungen, die wir aus der Physik seit Langem haben."

Außerdem zeige der Bericht, dass der Treibhausgasausstoß wieder gestiegen ist. Schewe: "Das ist vielleicht die besorgniserregendste Nachricht."

 

Beunruhigender NOAA-Bericht

Die Konzentration an Treibhausgasen wie CO₂ und Methan in der Atmosphäre stieg 2017 auf neue Höchstwerte: Der CO₂-Gehalt stieg um 2,2 auf 405 ppm (parts per million, Millionstel). Das vorindustrielle Niveau lag bei 280 ppm.

Mit 7,7 Zentimetern im Vergleich zu 1993 erreichte auch der Anstieg des Meeresspiegels einen neuen Rekord. Laut den Autoren des NOAA-Berichts steigt der globale Meeresspiegel im Durchschnitt um drei Zentimeter pro Jahrzehnt.

Was in den oberflächennahen Regionen der Weltmeere (bis in 2.000 Meter Tiefe) passiert, ist ebenfalls rekordverdächtig. Zwar lag die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Meere leicht unter dem Höchstwert von 2016, doch Entwarnung geben die Wissenschaftler aufgrund des hohen Temperaturniveaus nicht: In den Meeren schreitet die schon länger anhaltende Korallenbleiche fort. Von Juni 2014 bis Mai 2017 blichen weltweit Korallen aus – mit katastrophalen Auswirkungen auf die Riffe. "Die tropischen Korallen leiden immer mehr unter der Erwärmung und es kommt immer häufiger zu der gefürchteten Korallenbleiche", sagt der Kieler Ozeanograf Mojib Latif. Außerdem versauern die Meere infolge der CO₂-Aufnahme.

Der Rückgang der Eisbedeckung in der Arktis setzte sich weiter fort: Im März, wenn das arktische Meereis seine maximale Ausdehnung erreicht, wurde 2017 der niedrigste Wert seit Beginn der satellitengestützten Messungen vor 38 Jahren festgestellt.

Auch in der Antarktis blieb die Ausdehnung des Meereises deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010. Anfang März 2017 ging die Meereisausdehnung auf 2,1 Millionen Quadratkilometer zurück, den niedrigsten dokumentierten Wert seit Beginn der Satellitenauswertungen im Jahr 1978.

Mit 85 lag die Zahl der tropischen Wirbelstürme leicht über dem Durchschnitt.