Die Sonne strahlt vom blauen Himmel.
2021 war laut Deutschem Wetterdienst das elfte zu warme Jahr in Folge. (Foto: Johannes Plenio/​Pixabay)

Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort: In Deutschland ist es zu warm. 2021 war schon das elfte zu warme Jahr in Folge, vermeldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) aus Anlass seiner jährlichen Klima-Pressekonferenz.

Die Temperatur im vergangenen Jahr lag demnach um ein Grad über der Mitteltemperatur der internationalen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es in Deutschland sogar um 1,6 Grad wärmer geworden, bei einem weltweiten Plus von etwa 1,1 Grad.

"Das vergangene Jahr bestätigt damit auch in Deutschland klar den Trend der globalen Erwärmung", betonte Andreas Becker, Leiter der DWD-Abteilung Klimaüberwachung.

Chancen auf eine Trendumkehr? Fehlanzeige, eher das Gegenteil. Der globale Zustand des Klimas im vergangenen Jahr gebe keinen Hinweis auf Entwarnung, sagte Gerhard Adrian, nicht nur Präsident des DWD, sondern auch der Weltorganisation für Meteorologie.

Die globale Mitteltemperatur steigt und steigt. Laut DWD zeigt sich immer deutlicher, wie sich das erhitzte Klima auswirkt. So steige etwa der Meeresspiegel schneller. Waren es um die Jahrtausendwende noch rund 2,1 Millimeter pro Jahr, hat sich der Wert mittlerweile mehr als verdoppelt, auf nun 4,4 Millimeter.

Auch die weltweiten Treibhausgasemissionen geben wenig Grund zur Hoffnung. Während globale Werte für 2021 erst Ende des Jahres vorliegen werden, erreichten die Konzentrationen von Treibhausgasen im Jahr davor erneut Höchststände. Und das, obwohl die Emissionen 2020 auch aufgrund der Pandemie um 5,6 Prozent zurückgegangen waren.

Erste Beobachtungen aus dem vergangenen Jahr bestätigen diese Tendenz. Einzelne Referenzstationen ließen auch für 2021 nicht erkennen, dass sich der Trend von weiter-ansteigenden Treibhausgaskonzentrationen ändere, so der Wetterdienst.

Durch Klimaschutz Wetterextreme dämpfen

Die Folgen dieses Trends: mehr Wetterextreme auch in Deutschland, wie die Starkregenereignisse und die daraus resultierende Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im vergangenen Sommer.

Die Katastrophe habe schmerzhaft bewusst gemacht, wie verwundbar auch Deutschland durch extreme Wettereignisse sei, sagte DWD-Chef Adrian. "Dieses Schicksal teilen wir mit vielen Regionen weltweit." Darauf müsse man sich einstellen.

Noch sieht Adrian mögliche Handlungsspielräume. Mit Klimaschutz könne man den langfristigen Trend zu immer heftigeren Wetterextremen zumindest dämpfen. Zudem lasse sich durch schnelle und effiziente Anpassungsmaßnahmen beeinflussen, wie stark sich Wetterextreme auswirken. "Wir sind dem Klimawandel nicht hilflos ausgeliefert", betonte Adrian.

Nach Schweizer Vorbild plant der DWD ein Naturgefahrenportal. Das Risikobewusstsein der Bevölkerung müsse gestärkt werden. Jeder und jede müsse das eigene Risiko einschätzen können und wissen, wie hoch die Gefahr durch Extremwetter am eigenen Wohnort sei. Die notwendigen Informationen soll das Portal gebündelt und verständlich anbieten.

Um gegenüber Wettergefahren vorzusorgen und Extremereignisse bewältigen zu können, spiele außerdem eine geschlossene Warnkette – vom Wetterdienst bis zur Feuerwehr vor Ort – eine zentrale Rolle.

Frühjahrstrockenheit in Deutschland wird zum Problem

Nicht nur die Temperaturen steigen. Der DWD beobachtet einen weiteren Effekt, der über die Jahre in Deutschland deutlich zugenommen hat: Frühjahrstrockenheit.

"Das hat deutliche Auswirkungen: Der Konkurrenzkampf um die Ressource Wasser ist bereits im Gange und der Klimawandel verändert schon unsere Land- und Forstwirtschaft", erklärte DWD-Klimaexperte Tobias Fuchs die Auswirkungen. Besonders betroffen sei der Nordosten Deutschlands. Von Mitte März bis Mai regne es in diesen Regionen an etwa 40 Tagen überhaupt nicht mehr.

Immerhin sei 2021 nicht wieder so trocken gewesen wie die drei vorherigen Jahre. Fast überall in Deutschland seien die in den Vorjahren extrem ausgetrockneten Böden wieder ausreichend mit Wasser versorgt, nachdem es im vergangenen Jahr deutlich mehr geregnet hatte.

Dennoch seien die Folgen nach dem dreijährigen Trockenstress für die Böden in vielen Regionen enorm, so der Wetterdienst. Vielfach sei der Ertrag von Grünland deutlich zurückgegangen, wodurch örtlich Engpässe bei der Futterversorgung aufgetreten seien.

Zudem hätten Wälder stark unter dem Wassermangel gelitten. Auffällig sei dabei, dass "nicht nur die ohnehin anfälligen Fichtenmonokulturen betroffen waren, sondern in starkem Maße auch standortgerechte und naturnahe Laub- und Mischwälder", hob der DWD hervor.

Man müsse davon ausgehen, dass Trockenperioden wie in den vergangenen Jahren mit zunehmender Erderwärmung in Zukunft häufiger und vielleicht auch heftiger auftreten werden.

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