Frühling in Corona-Zeiten ist hart. Viele, gerade die Älteren, gehen auf Nummer sicher, um nicht von der dritten Viruswelle erwischt zu werden. Man bleibt schön zu Hause, wenn's geht.
Der Balkon gilt als ungefährliches Terrain, der eigene Garten, so vorhanden, auch. Doch will man sich hier zum Ende der Frostperiode mit Frühblühern aus dem glücklicherweise wieder geöffneten Gartenmarkt austoben, droht neue Unbill.
Der Blumentopf als Klimasünder? Diese Frage hat jetzt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe im mecklenburgischen Gülzow in den Raum gestellt, beziehungsweise auf den Balkon und in den Garten. Denn tatsächlich warten ja nun unzählige Balkonkästen, Töpfe und Kübel darauf, mit Primeln, Stiefmütterchen und Narzissen bepflanzt zu werden.
Nur leider: Die meisten Hobbygärtner:innen wissen nicht, dass Torf noch immer der Hauptbestandteil vieler handelsüblicher Blumenerden ist. Sie greifen beherzt zu, ohne das Kleingedruckte auf den Plastiksäcken zu lesen, und dann haben sie den Salat. Respektive den Klimaschaden.
Denn Torf hat es in sich. Genauer: ihn. Den Kohlenstoff, der am besten im Moor bleibt, statt in die Atmosphäre entlassen zu werden. Torf stammt von dort, wo er in tausenden von Jahren aus abgestorbenen Pflanzen entstanden ist.
Er speichert riesige Mengen Kohlenstoff, aber nur, solange das Moor wassergesättigt ist. Wird das Moor trockengelegt, um Torf abzubauen, wird der Kohlenstoff nach und nach als klimaschädliches CO2 freigesetzt.
Keine Ausrede mehr
Wissenschaftler haben ermittelt, dass der Torfabbau in Deutschland für jährlich rund zwei Millionen Tonnen Treibhausgase verantwortlich ist, und davon macht die Nutzung des Torfs für Gartenprodukte den größten Teil aus. Hinzu kommen die Torf-Importe vor allem aus dem Baltikum.
Doch es gibt Abhilfe. Die Fachagentur, die im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums arbeitet, hat Rat: "Auf torfhaltige Blumenerden zu verzichten, ist recht einfach." Schon heute gebe es viele torffreie Produkte, und ihre Zahl wachse beständig.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Nicht nur Fachmärkte, auch immer mehr Baumärkte und Discounter bieten also Erden an, die statt Torf nachwachsende Rohstoffe aus heimischen Quellen wie Kompost, Holzfasern oder Rindenhumus nutzen. Man muss sie nur kaufen.
Wer sich vor dem Besuch im Gartenmarkt informieren will, kann das auf www.torffrei.info tun. Dort finden Hobbygärtner:innen in einer Datenbank über 200 torffreie Erden diverser Hersteller für viele Einsatzbereiche.
Also: Blumentopf als Klimakiller? Muss nicht sein.