Rinder tragen nicht nur durch das Methan aus ihren Mägen zum Klimawandel bei. Auch durch den Anbau von Viehfutter wie Soja werden Treibhausgase verursacht. (Foto: Fred Lehmann/​Pixabay)

Astronauten-Nahrung für Rinder, Schweine und Hühner? Im ersten Moment erscheint die Idee skurril. Doch wenn man es genauer bedenkt, könnte was dran sein. Nein, es geht nicht darum, die Nutztiere, die Fleisch, Milch und Eier liefern, auf fremden Planeten anzusiedeln, sondern darum, die Tierhaltung hier bei uns Erdlingen umwelt- und klimafreundlicher zu machen.

Und das ist ja längst überfällig, zumal der weltweite Trend zu fleischreicher Ernährung anhält. Die negativen Folgen des heutigen globalisierten Agrarsystems sind ja nicht mehr zu übersehen: Überdüngung, Bodenerosion, Waldverlust, Artenschwund, Ausstoß von Treibhausgasen.

Um was geht es? In jüngster Zeit wird verstärkt darüber diskutiert, einen Teil des Eiweißfutters für Kuh und Co nicht mehr auf dem Feld, sondern industriell herzustellen. Gezüchtete Mikroben wie Bakterien, Pilze, Hefen oder Algen könnten proteinreiche Pflanzen vom Acker etwa wie die Sojabohne ersetzen. Dazu braucht man Energie, Kohlenstoff und Stickstoffdünger, die Wachstum und Vermehrung dieser unkonventionellen Eiweißlieferanten ermöglichen.

Entwickelt wurde die Methode zuzeiten des Kalten Krieges für die Raumfahrt, um im All, also fern von irgendwelchem Ackerland, Eiweiß herstellen zu können. Nun hat ein internationales Forscherteam analysiert, ob das Kraftfutter aus der Fabrik tatsächlich einen Beitrag zur Welternährung und zur Umweltentlastung bringen könnte.

Und die Ergebnisse zeigen: Es ist zwar kein Zaubermittel, hat aber durchaus Potenzial. Selbst wenn nur zwei Prozent des weltweit eingesetzten Proteinfutters durch die industriell hergestellten Mikroben ersetzt würden, könnte man so immerhin sechs Prozent der Ackerfläche und sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen des Agrarsektors einsparen.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°

Das macht allerdings auch klar: Eine Umstellung auf das Fabrik-Kraftfutter alleine reicht nicht aus, um den Agrarsektor nachhaltig zu machen. Dazu seien große strukturelle Veränderungen in der gesamten Lebensmittel-Versorgungskette vom Acker bis hin zum Verbraucher nötig, meint Alexander Popp vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der an der Studie beteiligt war.

Will sagen: Weniger Fleisch essen hilft eben doch. Übrigens nicht nur der Umwelt. Den Tieren und der eigenen Gesundheit auch.

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