April, April! Der macht, was er will. Kennt man ja, dass dieser Monat uns gerne verschaukelt. In diesem Jahr hat er das wieder getan, und wie. Aber er ist nicht allein schuld daran.
Es ging vom Sommer in den Winter und wieder zurück. Zum Beginn des Frühlingsmonats bekamen wir – und die Natur – eine sehr warme Luftmasse aus Nordafrika verpasst. Am 6. April wurde im Oberrheingraben, an der Wetterstation Ohlsbach, mit 30,1 Grad bereits der Monatshöchstwert erreicht, und damit auch der erste heiße Tag des Jahres 2024.
Dann der Frostschock. Zur Monatsmitte gab es einen Wetterumschwung durch eine zähe Kaltfront, die polare Luft herbeischaufelte, mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Zum Monatsende kam die Sommerwärme zurück, ein Booster für das "Heraus zum 1. Mai".
Muss uns das beschäftigen? Sollte es schon.
Nicht nur, weil der plötzliche Kälteeinbruch im Obst- und Weinbau Probleme bereitet. Wegen erfrorener Erdbeer- und Obstbaumblüten sowie Schäden an den Weinreben werden den Betrieben Einnahmen fehlen, für die keine Versicherung aufkommt, und für uns Kund:innen wird es teuer, weil das Angebot sinkt.
Gefühltes Klima
Sondern vor allem auch, weil ein solches Ereignis ein weiterer Anzeiger für den Klimawandel ist. Und zwar: Vorübergehende Kälteperioden sind im April normal, zum Problem für die Natur werden sie, wenn, wie in diesem Jahr wieder, die Monate Februar, März und April im Schnitt unnormal warm sind. Nur deswegen standen die Obstbäume schon in voller Blüte.
Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Deswegen ist es auch Unsinn, wenn Klimaskeptiker bei so einer Frostperiode im April in den sozialen Medien gleich wieder höhnisch kommentieren, wo denn bitteschön der Klimawandel bleibe.
Gefühlte Ausreißer bei der Temperatur können in die Irre führen. Während wir hierzulande zuletzt bibberten, wurden zum Beispiel in Westrussland 30 Grad erreicht. Es kommt auf die Veränderung der globalen Durchschnittstemperaturen an, und hier geht es eindeutig nach oben, um rund 1,5 Grad seit Beginn der Industrialisierung.
Dem April anzukreiden, dass er so manchen in denselbigen schickt, ist Unsinn. Das ist ja seine Natur. Aber dass er es immer doller damit treibt, müssen wir Menschen uns als CO2-Junkies schon selbst zuschreiben.