Sommer, Sonne, Strandwetter. Noch bis vor Kurzem gab es das, an drei Tagen wurde an 25 Orten sogar die 40-Grad-Marke geknackt. Abkühlung tat not. Viele, denen kein Urlaub am Meer vergönnt war, suchten sie im Schwimmbad oder im nahen Badesee.
Doch im zweiten Fall war auch die Ernüchterung oftmals groß: "Baden verboten" stand (und steht) auf Schildern. So wurde es nichts mit dem ersehnten Sprung ins kühle Nass.
Altmühlsee in Bayern, Ruppiner See in Brandenburg, Fuldasee in Hessen – nur drei Beispiele von vielen. Zwischen dem 1. Juli und 12. August dieses Jahres wurde deutschlandweit an mindestens an 32 Orten das Baden wegen Blaualgen verboten und an 88 weiteren Stellen wurde Warnungen ausgesprochen. Das zeigt eine Recherche des Umweltverbandes BUND, der dazu meint: "Nach 2018 ist auch 2019 ein Alptraumjahr für die Seen."
Tatsächlich sind Blaualgen – wissenschaftlich korrekt: Cyanobakterien – ein Zeichen dafür, dass viele Gewässer in einem ökologisch kritischen Zustand sind. Zu viele Nährstoffe vor allem aus der industriellen Landwirtschaft führen in Kombination mit den hohen Temperaturen dazu, dass das Baden gesundheitsgefährdend sein kann.
Das Verschlucken des belasteten Wassers kann besonders bei kleinen Kindern und Menschen mit geschwächtem Immunsystem zu Durchfall und Erbrechen führen, im schlimmsten Fall sogar zu Leberschäden. Tiere wie Hunde und Schwäne können an den Folgen der Vergiftung sogar sterben.
Die Zahl der Badeverbote wegen Blaualgen ist laut BUND in den letzten Jahren rasant angestiegen. Früher wurden maximal 18 Vorfälle im Jahr gezählt, im Hitzejahr 2018 aber schon 47 – eine Zahl, die laut dem Verband in der aktuellen Saison auch wieder erreicht werden könnte.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Wie es in den nächsten Jahren kommt, hängt vom Wetter ab. Jeder weitere warme Sommer provoziert erneut eine Blaualgen-Krise.
Denn: Die Bundesregierung ist vor der Agrarlobby eingeknickt und hat es nicht geschafft, den Eintrag von Gülle und Kunstdünger in die Gewässer ausreichend zu verringern. Die von ihr eingeleiteten Schritte beim Düngerecht reichen bei Weitem nicht aus.
"Wenn wir uns auch in Zukunft bei Hitze abkühlen wollen, müssen wir dringend unsere Seen und Flüsse wieder in einen guten Zustand bringen", meint der Umweltverband. Da hat er einfach recht.