Zwei Soldaten in Tarnuniform knien neben einem Trümmerhaufen vor einem Palmenwäldchen.
US-Soldaten im Irak: "Für die Soldaten von heute, die in Regionen mit extremen Temperaturen operieren, ist der Klimawandel Realität", schreibt die Armeeführung. (Foto: Angie Johnston/​Pixabay)

Die US-Landstreitkräfte haben Anfang Februar eine Klimastrategie veröffentlicht. Darin wird unmissverständlich festgehalten: "Der Klimawandel bedroht Amerikas Sicherheit und verändert die geostrategische Landschaft."

Und dies nicht etwa in weiter Zukunft, sondern schon in der Gegenwart: "Für die Soldaten von heute, die in Regionen mit extremen Temperaturen operieren, Waldbrände bekämpfen und die Bewältigung von Wirbelstürmen unterstützen, ist der Klimawandel keine ferne Zukunft, sondern Realität."

Mit dieser Begründung setzt sich die US-Armee Klimaziele, die vergleichsweise anspruchsvoll sind: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2005 halbiert und bis 2050 auf netto null gesenkt werden.

Unterlegt ist das mit konkreten Maßnahmen wie einem vollständig elektrifizierten Fuhrpark bis 2027 (Lastwagen bis 2035, ohne "taktische" Fahrzeuge) und 100 Prozent "CO2-freiem" Strom bis 2030.

Bei der Bundeswehr sucht man vergebens nach einer solchen Strategie oder klaren Klimazielen. Die deutschen Streitkräfte waren im Jahr 2020 für den Ausstoß von mindestens 1,3 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Das entspricht den Emissionen von Sierra Leone, einem Land mit acht Millionen Einwohnern.

Gemäß Klimaschutzgesetz müssen die Emissionen der Bundesverwaltung bis 2030 auf netto null sinken. Das gilt allerdings nur für das Verteidigungsministerium und dessen zivile Behörden und nicht für die Streitkräfte. Für diese gibt es konkrete Ziele nur für den Anteil erneuerbarer Energien am Strom- und Wärmeverbrauch.

Im Jahr 2020 wurden diese Ziele bei Weitem übererfüllt, wie aus dem Energiebericht 2020 hervorgeht: Beim Strom war das Ziel ein Erneuerbaren-Anteil von 35 Prozent und bei der Wärme von 14 Prozent. Tatsächlich erreicht wurden allerdings 65 Prozent beim Strom und 15 Prozent bei der Wärme.

"Dort, wo es zweckmäßig ist, setzt die Bundeswehr bereits in großer Zahl Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien ein", teilte ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) mit.

Im Energiebericht der Bundeswehr kommen Microgrids nicht vor

Ein genauerer Blick auf die Zahlen legt allerdings die Vermutung nahe, dass die Bundeswehr hier das Potenzial bei Weitem unterschätzt.

Die Bundeswehr verfügt über 33.000 Gebäude auf 1.500 Liegenschaften. Auf diesen 33.000 Dächern finden sich ganze 59 Solaranlagen. Windräder haben es bei der Bundeswehr noch schwerer: Davon hat sie keine.

Etwas höher im Kurs stehen Holzhackschnitzel- und Pelletheizungen. Hier betreibt die Bundeswehr 90 Anlagen. Weniger beliebt sind Wärmepumpen, von denen es nur 43 gibt.

Insgesamt produziert die Bundeswehr so nur knapp vier Prozent ihres Wärmebedarfs und nur 0,4 Prozent ihres Strombedarfs auf nachhaltige Art selbst.

Auch das Potenzial von Microgrids, also eigenen kleinen Stromnetzen, ist der Bundeswehr bislang verborgen geblieben.

Die US-Armee will bis zum Jahr 2035 an "jedem Standort" ein solches Netz haben, um die "Widerstandsfähigkeit, Effizienz und Erschwinglichkeit zu maximieren". Dabei denkt sie an ein integriertes System mit "der Erzeugung von erneuerbaren Energien vor Ort, groß dimensionierten Batteriespeichern und Microgrids". An geeigneten Standorten dürfte es der US-Armee so gelingen, energieautark zu sein.

Im Energiebericht der Bundeswehr werden Microgrids oder Stromspeicher nicht ein einziges Mal erwähnt. Das scheint eine verpasste Chance zu sein, denn auf einem großen Bundeswehrstandort sollten sich Stromproduktion, -speicherung und -verbrauch sehr gut aufeinander abstimmen lassen.

Außerdem müssten sich integrierte Energiesysteme an den Standorten auch rechnen: Im Jahr 2020 hat die Bundeswehr immerhin 134 Millionen Euro für Wärme und 187 Millionen für Strom ausgegeben.

Anzeige